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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Das Leben nach der sozialökologischen Transformation

Schulklasse beim Baum pflanzen im Wald für Aufforstung Robert Kneschke – stock.adobe.com

Deutschland feiert … den Nachhaltigkeitstag!

  • Robert Kneschke – stock.adobe.com
  • 23. November 2022

Am 1. Dezember findet der 15. Deutsche Nachhaltigkeitstag statt. Kluge Köpfe aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kommen dann zusammen und beraten darüber, wie der Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung aussehen kann. change schaut schon einmal ein paar Schritte weiter.

Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig, aber wie sieht eine wirklich nachhaltige Gesellschaft aus? change wirft einen Blick auf den Tagesablauf in einer Zukunft, in der die ökologische, soziale und wirtschaftliche Transformation gelungen ist.

Wie leben wir im Jahr 2050?

Wir schreiben das Jahr 2050. Die sozialökologische Transformation ist gelungen: Der Generationenvertrag für das Klima der deutschen Bundesregierung wurde erfüllt. Damit ist Deutschland seit fünf Jahren treibhausgasneutral, die Energieversorgung läuft komplett über saubere, erneuerbare Quellen. Kinder, die nach 2030 geboren sind, kennen Plastik nur als Recyclingprodukt. Es gibt erschwinglichen Wohnraum, Bildung für alle und der Welthunger wurde abgeschafft.

Wie sieht ein nachhaltiger Alltag aus?

Hört sich das wie eine ferne Utopie an? Sollte es eigentlich nicht, denn all das steht in den 17 Punkten für nachhaltige Entwicklung (SDGs), die die Vereinten Nationen schon im Jahr 2015 festgelegt haben. Doch wie sieht der Alltag von Menschen aus, die in dieser Zukunft leben, in der die sozialökologische Transformation gelungen ist? Die folgende Tagesroutine könntest du im Jahr 2050 haben, nachdem der Klimawandel erfolgreich aufgehalten wurde und der Übergang zur Nachhaltigkeit gelungen ist.             
 


07:30 Uhr: Dein Wecker klingelt

Nachdem an einem Tag im Jahr 2050 um 07:30 Uhr der Wecker auf deinem Fairphone (das schon längst nicht mehr Fairphone heißt, weil fair hergestellte Handys längst selbstverständlich sind) geklingelt hat, machst du dich auf den Weg in die Küche. Dort kochst du dir einen Tee aus Pfefferminze, die in deinem Garten wächst. Teesorten aus Kräutern, die nicht regional wachsen, gibt es längst nicht mehr, denn der globale Welthandel ist wegen seiner Klimaschädlichkeit stark eingeschränkt worden. Dazu isst du ein Müsli mit Hafermilch und Äpfeln – auch aus deinem Garten. Kuhmilch und andere tierische Produkte gibt es fast nur noch aus Eigenproduktion oder zu sehr teuren Preisen, denn auch die Massentierhaltung wurde wegen ihrer verheerenden Auswirkungen auf das Klima abgeschafft.

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08:00 Uhr: Körperpflege ohne Plastik

Nach dem Frühstück gehst du ins Badezimmer für eine kurze Morgentoilette. Auch hier ist einiges anders als heute, denn es gibt kaum mehr Plastik. Zahnpasta und Cremes werden in Behältern aus recyceltem Holz aufbewahrt, Seife und Shampoo gibt es am Stück und nicht mehr in flüssiger Form aus dem Plastikbehälter. Auch geduscht wird nicht mehr so oft, denn obwohl der Klimawandel aufgehalten wurde, hat sich die Erde erwärmt und Wasser ist zu einem wertvollen Gut geworden. Deswegen erhält jede Person pro Woche nur eine bestimmte Menge Wasser, die man sich gut einteilen muss.
 


08:30 Uhr: Du machst dich auf den Weg zur Arbeit

Solltest du nicht von zu Hause arbeiten, legst du den Weg zu deinem Arbeitsplatz nach der gelungenen sozialökologischen Transformation entweder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, deinem Fahrrad, Roller oder Skateboard zurück. Oder, wenn du es dir leisten kannst und unbedingt darauf angewiesen bist, mit einem Elektroauto. Sharingmodelle sind mittlerweile allgegenwärtig, es kann also gut sein, dass du dir dein Elektroauto mit anderen teilst. Autos mit Verbrennungsmotoren werden im Jahr 2050 von den Straßen verschwunden sein und nur noch in Museen stehen. Auch die Arbeitszeiten haben sich verändert, denn es gibt kein Streben nach unendlichem Wirtschaftswachstum mehr. Viele Arbeitsaufgaben werden mittlerweile von künstlicher Intelligenz erledigt. Die 40-Stunden-Woche ist Geschichte, du musst nur noch vier Tage pro Woche arbeiten und darfst dich nach spätestens sechs Stunden wieder auf den Heimweg machen.

16:00 Uhr: Nachmittagsbeschäftigungen nach der sozialökologischen Transformation

Damit die sozialökologische Transformation gelingen kann, braucht es gemeinsames Engagement. Und Engagement braucht Zeit. Weil du im Jahr 2050 weniger arbeiten musst als noch heute, verzeichnest du ein dickes Plus auf deinem Freizeitkonto. Die Nachmittage könntest du also mit Aktivitäten verbringen, denen du schon immer einmal nachgehen wolltest, für die du früher jedoch nie Zeit hattest. Dein lange gehegter Wunsch nach freiwilligem Engagement geht endlich in Erfüllung. Du könntest dich beispielsweise dafür einsetzen, dass deine Gemeinde grüner wird, indem du Bäume pflanzt oder dich in einem Gemeinschaftsgarten engagierst. Natürlich ist es auch in Ordnung, einfach nur zu entspannen, Freund:innen zu treffen, Sport zu machen oder im Metaversum eine Ausstellung zu besuchen.

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19:00 Uhr: Wie sieht ein Abend im Jahr 2050 aus?

Wie sieht deine Abendgestaltung im Jahr 2050 aus? Gibt es überhaupt noch genug Strom für Beleuchtung, Internet und Co.? Sollten wir den Übergang zu einer nachhaltigen Gesellschaft tatsächlich geschafft haben und nicht in einer dystopischen Welt leben, in der der Klimawandel die Kontrolle über unser Leben errungen hat, dann gibt es sicherlich noch genügend Strom – nur eben gewonnen aus klimafreundlichen Technologien wie Wasserkraft, Wind- und Solarenergie. Wahrscheinlich hast du eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die übrigens auch deine Wärmepumpe betreibt, und beziehst den übrigen Strom aus Windenergie und Wasserkraft. Das gesamte Haus wird über ein Smart-Grid-System versorgt, du musst abends also nicht im Dunkeln sitzen. Du kannst also auch im Jahr 2050 weiterhin abends ausgehen, netflixen (interessiert das noch irgendwen im Jahr 2050?), dich im Metaverse herumtreiben oder was man 2050 sonst noch so am Abend tut. Vielleicht auch einfach in den Sternenhimmel schauen, über den Tausende Satelliten huschen.

Mit dem „Zentrum Nachhaltige Kommune" setzt sich auch die​​​​​​​ Bertelsmann Stiftung für nachhaltige Entwicklung vor Ort und das Erreichen der Sustainable Development Goals (SDGs) ein. Im SDG-Portal für Kommunen kannst du dich informieren, wo deine Kommune steht!