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Bye Greenwashing: Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich?

Auf einem Protest hält eine Person ein Schild in die Höhe, auf dem steht: „The climate is changing, why aren’t we?“ (deutsch: „Das Klima ändert sich, warum ändern wir uns nicht?“) Markus Spiske - unsplash.com/license

Warum wir jetzt dringend nachhaltiger leben müssen

  • Markus Spiske - unsplash.com/license
  • 02. August 2022

Wo Nachhaltigkeit draufsteht, ist nicht immer etwas Nachhaltiges drin. Der Begriff wird so beliebig verwendet, dass wir dringend darüber reden müssen, was er eigentlich meint – oder meinen sollte.

Mit dem Wort „nachhaltig“ davor klingt alles besser: leben, einkaufen, produzieren, Auto fahren, Urlaub machen. Wenn es alles in „nachhaltig“ gibt, warum sollten wir dann unsere komfortablen Gewohnheiten ändern?

Oft ist Nachhaltigkeit nicht mehr als Greenwashing

Viele Unternehmen haben erkannt, dass der Nachhaltigkeitstrend gut fürs Geschäft ist. Anstatt jedoch auf klimafreundliche Produktionsweisen umzustellen, was im Zweifel auch bedeuten würde, weniger Geschäft zu machen, wird alles mit einem Nachhaltigkeitslabel versehen – egal wie klima- und umweltschädlich die Produktionsweisen sind. Der Begriff dafür heißt Greenwashing.
 


Die Liste des Greenwashings ist lang

So kommt es, dass selbst Plastikflaschen auf einmal gut für die Umwelt sind, der Strommix eines großen Energiekonzerns wider besseres Wissen als „grün“ bezeichnet wird oder Kaffeekapseln aus Aluminium zu klimaneutralem Genuss beitragen. Die dreistesten Umweltlügen zeichnet die Deutsche Umwelthilfe jährlich mit dem „Goldenen Geier“ aus.

Sind jetzt selbst fossiles Gas und Atomenergie nachhaltig?

Im Juli 2022 stimmte das Europaparlament für das Ökosiegel für Gas und Atomenergie – dabei ist weder das eine noch das andere auch nur ansatzweise nachhaltig. Diese Entscheidung stieß vielfach auf Kritik. Politik sollte dafür sorgen, dass Nachhaltigkeitslügen aufgedeckt und sanktioniert werden, anstatt sie zu fördern.

Eine Person hält einen beleuchteten Globus in den Händen

Diese Ziele müssen wir erreichen, damit unser Planet lebenswert bleibt


Was bedeutet Nachhaltigkeit wirklich?

Greenwashing bringt ungefähr genauso viel, als würden wir gar nichts tun. So unbequem das auch sein mag, der Klimawandel wird nicht mit Nachhaltigkeitsstickern auf umweltschädlichen Produkten gestoppt. Deshalb müssen wir unseren Begriff von Nachhaltigkeit überdenken: Als nachhaltig sollte nur das bezeichnet werden, was wir über einen längeren Zeitraum tun können, ohne damit der Umwelt, dem Klima und damit indirekt uns selbst zu schaden.

Es wird nicht reichen, auf klimafreundlichere Technologien zu hoffen

Wenn man sich diese Formel vor Augen hält, wird schnell klar: Um die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, müssen wir unsere Gewohnheiten radikal ändern. Es reicht nicht, darauf zu hoffen, dass für all die Dinge, die dem Klima heute schaden, in den nächsten Jahren klimafreundliche Alternativen erfunden werden. Die gute Nachricht: Einige Start-ups haben das erkannt und legen ihren Fokus weniger auf Profit als auf ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit, zum Beispiel in Sachen Mobilität.
 

„Ich habe nicht aus reinem Profitstreben gegründet, sondern weil ich Bock auf eine neue Art der Mobilität hatte“, sagt Max Weldert, der die Münsteraner:innen mit „tretty“-Tretrollern mobil macht.


Der Antrieb zum Umstieg: So macht’s Münster

Im westfälischen Münster beispielsweise – einer Stadt, in der vier von fünf Personen mit dem Auto pendeln – engagieren sich viele Start-ups für die Verkehrs- und Energiewende. Von Tretrollersharing über E-Lastenrad-Logistik bis hin zu klimafreundlichen Kleinbussen und dem Fahrradwegausbau mit Solardächern reichen die Initiativen.
 

Wie Münster die Mobilitätswende einläutet …

… erfahrt ihr in der change Ausgabe 1/2022. Jetzt kostenlos downloaden!


Mit gutem Beispiel vorangehen

In dieser Vielfalt liegt eine echte Chance: Wenn es gelingt, die Aktivitäten untereinander und mit den städtischen Maßnahmen zusammenzuführen, kann nachhaltige Mobilität wirklich gelingen. So kann Münster als Vorbild für andere Kommunen dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.

Wie können wir unser Leben in Zukunft nachhaltiger gestalten? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Expert:innen der Bertelsmann Stiftung zusammen mit wechselnden Gesprächspartner:innen im Podcast „zukunft der nachhaltigkeit“. Jetzt reinhören!