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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Nach dem Schulabschluss: Diese Möglichkeiten hast du jetzt

Luftaufnahme von sechs jungen Menschen, die im Kreis auf einem Betonboden sitzen und gemeinsam arbeiten. Sie haben Laptops, Tablets, Notizbücher und Taschen um sich verteilt. K Abrahams/peopleimages.com - stock.adobe.com

Ohne Plan nach der Schule? Diese Wege bringen dich weiter

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  • 26. September 2025

Gerade hast du noch für die Abiturprüfungen gelernt und plötzlich sollst du wissen, was du beruflich machen willst und wie es jetzt weitergeht? Die Zeit nach dem Abitur wird oft als eine der sorglosesten im Leben beschrieben. Tatsächlich stehen in dieser Phase aber auch viele wichtige Entscheidungen an. Wir zeigen dir, wie du Orientierung findest.

In Deutschland stehen immer mehr junge Menschen auch noch lange nach der Schule ohne abgeschlossene Ausbildung oder Studium da. Im Jahr 2022 hatten rund 2,86 Millionen 20- bis 34-Jährige keinen Berufsabschluss. Der Trend ist eindeutig: Immer mehr junge Menschen starten direkt in den Arbeitsmarkt, ohne eine Ausbildung oder Qualifizierung zu absolvieren. Die Gründe dafür reichen von Ängsten bis hin zu Orientierungslosigkeit. Genau deshalb hat change verschiedene Möglichkeiten und Wege gesucht, die dir nach der Schule dabei helfen können, deinen Weg zu finden und mögliche Sorgen zu überwinden.

Bildung zahlt sich aus

Auch wenn der direkte Einstieg ins Arbeitsleben finanziell verlockend wirkt: Eine Ausbildung oder ein Studium bietet dir langfristig deutlich bessere Chancen. Du erwirbst Fachwissen und Qualifikationen, die dir Türen zu vielen Berufen öffnen, in denen du ohne Abschluss kaum weiterkommst. Mit einem anerkannten Abschluss hast du später mehr Möglichkeiten, dich weiterzuentwickeln, gutes Geld zu verdienen und dir eine sichere berufliche Zukunft aufzubauen. Das Statistische Bundesamt zeigt in einer Gehaltsstudie: Beschäftigte mit abgeschlossener Berufsausbildung verdienen in Vollzeit im Schnitt rund 3.521 Euro brutto pro Monat, während es ohne Ausbildungsabschluss nur etwa 2.817 Euro sind. Mit höheren Qualifikationen wie Meister, Techniker oder einem Studienabschluss steigt das Einkommen noch einmal deutlich.

Zwischen Schule und Beruf: (D)ein Jahr für Erfahrungen

Laut der Jugendbefragung „Ausbildungsperspektiven 2025“ plant jede:r Vierte, nach der Schule direkt ins Arbeitsleben einzusteigen. Häufig, weil Bewerbungen schwerfallen oder die Sorge groß ist, dass Qualifikationen fehlen. Es ist auch völlig in Ordnung, nach der Schule noch nicht direkt zu wissen, wo es hingehen soll. Für diese Orientierungsphase gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie bieten nicht nur Zeit zur Entscheidung, sondern können auch dabei helfen, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, für die während der Schulzeit kein Raum war.
 

Eine Frau springt vor einer grünen Bergkulisse in Peru fröhlich in die Luft

Gap Year: Diese Expertin erklärt, warum die Lücke im Lebenslauf eigentlich eine Chance ist


Gap Year: Erst mal Zeit für dich

Manchmal ist man nach der Schule einfach noch nicht bereit, direkt in die Ausbildung oder ins Studium zu starten – und das ist völlig okay. Ein Gap Year gibt dir die Möglichkeit, ein Jahr lang etwas anderes zu machen: reisen, arbeiten, Freiwilligendienste leisten oder einfach neue Erfahrungen sammeln.

In dieser Zeit kannst du herausfinden, was dir wirklich Spaß macht, selbstständiger werden und vielleicht sogar im Ausland leben. Der Nachteil: Ein Gap Year kostet oft Geld und verschiebt den Berufseinstieg. Aber die Erfahrungen, die du dabei machst, sind für dein Leben sehr wertvoll.
 

Eine junge Frau spielt lachend mit zwei Kindern in einer Kindertagesstätte

Freiwilligendienste: In diesen fünf Bereichen kannst du dich einbringen


Freiwilligendienste: FSJ, FÖJ und Ausland

Wenn du Lust hast, dich für andere einzusetzen, kannst du ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) machen. Dabei arbeitest du zum Beispiel in Krankenhäusern, Kitas, Schulen oder Umweltprojekten. Auch Freiwilligendienste im Ausland sind möglich.

Du lernst dabei viel über dich selbst und über den Arbeitsalltag in sozialen oder ökologischen Berufen. Außerdem bleibst du über das Kindergeld abgesichert und wirst durch Seminare unterstützt. Klar, das Geld ist nicht viel, aber die Erfahrungen, die du sammelst, sind unbezahlbar.

Au-pair: Leben und Arbeiten im Ausland

Als Au-pair lebst du für einige Monate in einer Gastfamilie im Ausland. Du kümmerst dich um die Kinder und hilfst im Haushalt mit. Dafür bekommst du Unterkunft und Essen gestellt und natürlich jede Menge Eindrücke aus dem Familienleben und der Kultur des Landes.

Ein Au-pair-Aufenthalt ist eine super Chance, deine Sprachkenntnisse zu verbessern, interkulturelle Erfahrungen zu machen und neue Freundschaften zu schließen. Allerdings musst du dich nach dem Rhythmus deiner Gastfamilie richten, und die berufliche Orientierung steht hier eher im Hintergrund.

Work and Travel: Die Welt entdecken und arbeiten

Du hast Abenteuerlust und willst erst mal etwas von der Welt sehen? Dann ist ein Work and Travel perfekt für dich. Die beliebtesten Ziele sind Australien, Neuseeland oder Kanada. Dort reist du durch das Land und nimmst immer wieder Jobs an, zum Beispiel in Cafés, auf Farmen oder im Einzelhandel, um deine Reisekasse aufzufüllen.

Du wirst in dieser Zeit sehr selbstständig, lernst, mit neuen Situationen klarzukommen, und sammelst jede Menge unvergessliche Eindrücke. Allerdings musst du die Organisation selbst in die Hand nehmen, und die Kosten können hoch sein. Berufliche Fachkenntnisse sammelst du dabei weniger, dafür aber Erfahrungen fürs Leben.
 

Ausbildung oder Studium? Dein Start ins Berufsleben

Nach der Schule stehen dir viele Türen offen. Manche wollen sofort praktische Erfahrungen sammeln, andere entscheiden sich für den akademischen Weg an einer Hochschule. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, beides miteinander zu verbinden. Jeder dieser Wege hat seine eigenen Vorteile und Herausforderungen – ob frühes Gehalt, wissenschaftliche Vertiefung oder die Kombination aus Praxis und Theorie. 

Ausbildung: Direkt ins Berufsleben starten

Wenn du nach der Schule nicht mehr nur lernen, sondern endlich auch praktisch arbeiten möchtest, ist eine Ausbildung genau das Richtige. Dabei bist du von Anfang an Teil eines Teams, übernimmst Verantwortung und bekommst dein erstes eigenes Gehalt. Ein großer Schritt in Richtung Unabhängigkeit.

In Deutschland gibt es über 300 verschiedene Ausbildungsberufe. Egal, ob du lieber handwerklich, kreativ oder technisch arbeitest: Für fast jeden Schulabschluss gibt es passende Möglichkeiten. Während der Ausbildung sammelst du wertvolle Erfahrungen im echten Arbeitsalltag und lernst Menschen kennen, die dir später beim Einstieg in deine Karriere helfen können.
 

Zwei Personen sitzen an einem Tisch vor einem Fenster. Beide sind im Gespräch und schauen auf ein Notizbuch, welches auf dem Tisch vor ihnen liegt.

So finanzierst du Ausbildung und Studium


Studium: Der akademische Weg

Wenn du nach dem Abi oder der Fachhochschulreife noch tiefer in ein Fach einsteigen willst, ist ein Studium die richtige Wahl. Hier beschäftigst du dich intensiv mit einem Thema, du lernst, wissenschaftlich zu arbeiten, und schließt meistens mit einem Bachelor ab. Danach kannst du, wenn du willst, noch einen Master dranhängen.

Ein Studium eröffnet dir langfristig viele Karrierechancen, zum Beispiel in Berufen, für die man unbedingt einen akademischen Abschluss braucht. Allerdings verdienst du in dieser Zeit meist kein eigenes Geld, musst dich selbst organisieren und deine Kosten im Blick behalten. Du brauchst also Durchhaltevermögen und Eigenverantwortung. Beides Skills, die dir später einiges bringen.

Duales Studium: Theorie und Praxis kombinieren

Wenn du nicht nur Theorie pauken, sondern auch direkt im Unternehmen arbeiten willst, könnte ein duales Studium genau dein Ding sein. Du verbringst einen Teil deiner Zeit an der Hochschule und den anderen im Betrieb. Das Beste: Du verdienst schon Geld, während du studierst, und bekommst gleichzeitig Praxiserfahrung.

Natürlich ist das Ganze auch anstrengend, weil du Studium und Job parallel managen musst. Aber wenn du gut organisiert bist, hast du danach einen Top-Start ins Berufsleben.

Motivation und Persönlichkeit zählen mehr als dein Zeugnis

Viele machen sich Sorgen, dass ihr Schulabschluss nicht reicht, um eine Ausbildung zu bekommen. Die gute Nachricht: In immer mehr Online-Stellenausschreibungen für Ausbildungsplätze wird keine Angabe zum geforderten Schulabschluss gemacht. Zwar wünschen sich viele Betriebe in ihren Stellenanzeigen bestimmte Abschlüsse, aber das bedeutet nicht automatisch, dass du ohne diesen Abschluss keine Chance hast. Entscheidend ist oft, dass du motiviert bist, im Bewerbungsgespräch überzeugst und einen Einstellungstest bestehst. Auch deine Persönlichkeit und dein Engagement spielen eine große Rolle. Wenn du also von einem Beruf überzeugt bist, lohnt es sich auf jeden Fall, dich zu bewerben.

Unsicher beim Bewerben? Schritt für Schritt üben

Vor dir stehen vermeintlich aufwendige Bewerbungen mit Lebenslauf, Anschreiben und Qualifikationen. Das kann einschüchternd wirken. Muss es aber gar nicht sein. Übe das Schreiben von Bewerbungen frühzeitig, nutze Vorlagen und lass dich unterstützen. Auch KI kann im Bewerbungsprozess helfen.
 

Eine junge Frau hält Bücher in den Händen.

Tipps zur Berufs- und Studienwahl: In sieben Schritten zum Ergebnis


Berufsorientierung leicht gemacht

Viele Jugendliche, auch mit höherem Schulabschluss, fühlen sich nach der Schule schnell überfordert. Die Vielzahl an Berufen, Ausbildungsmöglichkeiten und Studiengängen kann sich wie eine Reizüberflutung anfühlen. Dabei ist es gar nicht so schwer, den Überblick zu behalten, wenn man systematisch vorgeht. Berufsorientierungsangebote geben erste Einblicke in verschiedene Arbeitsfelder. 

Auch Social-Media-Kanäle von Auszubildenden und jungen Berufstätigen sind ein guter Weg, um Einblicke in Berufe zu bekommen, ohne dass man selbst vor Ort sein muss. Ein einfacher erster Schritt ist, dir aufzuschreiben, welche Tätigkeiten dir Spaß machen, welche Fähigkeiten du schon hast und welche Berufe dazu passen. Diese Übersicht hilft dir, gezielt nach Ausbildungsplätzen zu suchen und dich nicht von der Vielzahl der Möglichkeiten abschrecken zu lassen.

Neuorientierung ist kein Versagen

Ein großer Druck entsteht, wenn du das Gefühl hast, gerade eine Entscheidung für dein Leben zu treffen. Aber vielleicht merkst du während einer Ausbildung, im Studium oder auch nach einem Gap Year, dass der eingeschlagene Weg doch nicht zu dir passt. Das ist völlig normal. Etwa jede:r vierte Student:in bricht das Studium ab. Wichtig ist, dass du ehrlich zu dir selbst bist und erkennst, was dir wirklich Freude macht. 

Neuorientierung kostet manchmal Zeit, bringt dich aber langfristig näher zu einem Beruf, in dem du zufrieden bist und dein Potenzial entfalten kannst. Probieren, reflektieren und gegebenenfalls den Kurs ändern gehört einfach dazu und ist ein wichtiger Teil deiner persönlichen Entwicklung.

Kurzfristig arbeiten, langfristig planen

Niedrige Einstiegsgehälter oder schwierige Startbedingungen in Ausbildungen oder Student:innenjobs können dazu führen, dass Jugendliche direkt ins Arbeitsleben einsteigen. Das muss jedoch keine Sackgasse sein. Mit guter Planung lässt sich diese Zeit sinnvoll nutzen. Neben dem Job kannst du Praktika absolvieren, Bewerbungen schreiben und dich über passende Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten informieren. So schlägst du eine Brücke zwischen kurzfristigem Einkommen und langfristiger beruflicher Sicherheit. Ein klarer Vorteil ist, dass du praktische Erfahrungen sammelst, wichtige Fähigkeiten entwickelst und deine Chancen erhöhst, später eine Ausbildung oder ein Studium erfolgreich abzuschließen.

Jeder junge Mensch verdient die Chance auf eine gute berufliche Zukunft. Mit dem Projekt „Chance Ausbildung“ zeigt die Bertelsmann Stiftung, wie Ausbildung gestärkt, Übergänge erleichtert und Potenziale besser genutzt werden können.