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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Sorgen der Jugend: Wie bekämpfen wir Armut wirksam?

Jugendliche halten sich an den Händen und springen vor einem Sonnenuntergang hoch. yanlev - stock.adobe.com

Soziale Gerechtigkeit: Warum junge Menschen sich so große Sorgen machen

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  • 01. November 2019

2,5 Millionen deutsche Kinder leben in Armut, und die Kluft zwischen Arm und Reich ist gewachsen. Kein Wunder, dass junge Menschen sich Gedanken über ihre Zukunft machen. Wie sorgen wir dafür, dass alle Menschen faire Chancen bekommen? Und wer sollte in diesen Fragen den Ton angeben?

Wenn es um soziale Ungleichheit und die Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen geht, diskutieren Erwachsene oft unter sich. Es ist an der Zeit, dass die Jugend in die Diskussion einbezogen wird – das finden Jugendliche vor allem selbst.

Laut den Jugendlichen in Deutschland ist die Sozialpolitik die drittwichtigste Aufgabe der EU. In derselben Befragung letzten Jahres war „Wirtschaftliches Wachstum fördern“ jungen Europäer*innen die wichtigste Aufgabe der EU, gefolgt von „soziale Ungleichheit verringern“ und „Terrorismus bekämpfen“.

Bei Jugendlichen in Deutschland sieht man außerdem einen Trend zu gegenseitigem Respekt und einen starken Sinn für Gerechtigkeit. Deutlich wird: Die Jugend nimmt den Unterschied zwischen Arm und Reich sehr bewusst wahr – und das in ganz Europa. Viele junge Menschen sorgen sich um ihre Zukunft. Das gilt nicht zuletzt für Jugendliche aus armen Elternhäusern und/oder die mit Migrationshintergrund.

Mehr als jedes fünfte deutsche Kind lebt in Armut

Dass gerade junge Menschen sich Sorgen machen, ist kein Wunder. Momentan lebt mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut, das heißt über 2,5 Millionen junge Menschen. Diese Kinder werden in allen Lebensbereichen benachteiligt, nicht zuletzt in ihren Bildungschancen. Außerdem haben diese Kinder oft soziale Ängste: Sie werden häufiger ausgegrenzt und erleben Gewalt, fühlen sich unsicherer und machen sich Sorgen um die finanzielle Situation in der Familie.
 

Ein Kind hüpft in Fußspuren

Kinderarmut: Was Kinder wirklich zum Glücklichsein brauchen


Die Kluft zwischen reichen und armen Familien ist zwischen den Jahren 2003 und 2013 gewachsen, und Kindern aus armen Familien droht sozialer Ausschluss. Dies macht ein Aufwachsen mit gleichberechtigten Chancen für arme Kinder unmöglich, und das kann lebenslange negative Folgen haben, unter anderem für die Persönlichkeitsentwicklung und die Bildungschancen.

Wie lässt sich soziale Ungleichheit wirksam bekämpfen?

Damit stellt sich die Frage: Wie verbessert man am besten die Situation dieser jungen Menschen? Es ist unerlässlich, dass die Politik Kinderarmut endlich durch wirksame Maßnahmen vermeidet, zum Beispiel durch ein Teilhabegeld oder eine Kindergrundsicherung. Zentral ist es, für eine solche neue finanzielle Leistung auch die Kinder und Jugendlichen selbst zu befragen. Das meint auch Professorin Dr. Sabine Andresen, denn sie wissen selbst am besten, was sie brauchen. Gerade Beispiele wie die „Fridays for Future“-Bewegung zeigen bereits sehr deutlich, dass junge Menschen selbst für sich sprechen können.

Wie können aber konkrete Lösungen für faire Chancen für alle jungen Menschen aussehen und wo können sie sich selbst einbringen? Das war das zentrale Thema des 2GETHERLAND. Während dieses Camps im Oktober 2019 kamen 230 Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammen, um darüber zu diskutieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Generationsübergreifende Diskussionen, Erfahrungs- und Wissensaustausch in Workshops, BarCamps und Gruppenarbeiten sowie Theater-, Musik- und Sportangebote gehörten zum vielseitigen Programm des Camps.

2GETHERLAND ist das Flaggschiff einer Bewegung für faire Chancen. Das Camp wurde von der Bertelsmann Stiftung zusammen mit acht anderen internationalen Stiftungen und Verbänden organisiert. Während des Camps haben Kinder und Jugendliche 17 Folgeprojekte gegen soziale Ungleichheit vorgestellt, die sie an unterschiedlichen Orten umsetzen möchten.

Kinder und Jugendliche sind Experten ihrer Lebenswelt! Die Diskussionen, Workshops, BarCamps und Gruppenarbeiten beim 2GETHERLAND Camp sollen als Initialzündung für Nachfolgeprojekte dienen. Damit mehr junge Menschen ihr Potenzial voll entfalten können.