Weihnachten kennt jede:r, aber kennst du diese Festtage?
-
nitinai puchai/EyeEm – stock.adobe.com
- 16. Dezember 2022
Weißt du, was sich hinter dem Krampus, dem Luciafest, Midsommar oder dem Maiglöckchentag verbirgt? change präsentiert dir religiöse Feiertage und Traditionen, die in verschiedenen Ländern Europas begangen werden und dir vielleicht noch nicht bekannt sind.
Zur Weihnachtszeit wird vielen klar, dass Religion nach wie vor eine Rolle im Leben vieler Menschen spielt. Vielleicht gehst du ja selbst zur Christmette, obwohl du es sonst mit der Religion nicht so genau nimmst. Während man Weihnachten in allen europäischen Ländern feiert (und auch in vielen anderen Gegenden), gibt es einige spezielle Festtage, die in Deutschland weniger bekannt sind. change stellt sie vor.
Religiöse Feiern in Europa
In Europa gibt es interessante, lustige und manchmal etwas gruselige religiöse Feste und Bräuche. Klicke auf die Karte für den Quick-Check:
Kūčios: Litauisches Weihnachten heidnischen Ursprungs
Litauen war das letzte Land Europas, das christianisiert wurde. Erst im 14. Jahrhundert wurden die meisten Litauer:innen zu Christ:innen. Doch so ganz ist der vorchristliche Glaube nie aus Litauen verschwunden. Das macht sich besonders beim litauischen Weihnachtsfest, Kūčios genannt, bemerkbar. Einige der Traditionen dieses Festes halten sich bis heute. So werden am 24. Dezember zwölf traditionelle vegetarische Gerichte gekocht, mit denen man in vorchristlichen Zeiten der Toten gedachte. Am Abend spielen die Litauer:innen verschiedene Spiele, um vorauszusagen, was im nächsten Jahr passieren wird. Der Überlieferung nach fangen am Weihnachtsabend in Litauen auch die Tiere an zu sprechen und die Toten senden den Lebenden Botschaften aus dem Jenseits. Denn nur an diesem Tag soll sich einmal im Jahr der Vorhang zwischen der Welt der Toten und der der Lebenden öffnen.
Der französische Maiglöckchentag
Am 1. Mai feiert man in Frankreich nicht nur den Tag der Arbeit, sondern auch den Maiglöckchentag, einen Brauch, der sich seit der Antike in Europa hält. Schon damals hat Apollo, unter anderem der Gott des Lichts und des Frühlings, Maiglöckchenfelder zu Füßen seiner Geliebten wachsen lassen. Traditionell verschenken die Französ:innen am 1. Mai deshalb Maiglöckchensträuße an geliebte Menschen. Auch die Demonstrierenden, die an diesem Tag für die Rechte der Arbeiter:innen auf die Straße gehen, stecken sich in Frankreich ein Maiglöckchen ins Knopfloch.
Der Krampus: Gruselige Tradition oder fragwürdige Erziehungsmethode?
Im österreichischen Alpenraum bekommen die Kinder am 6. Dezember nicht nur Besuch vom Nikolaus. Wenn sie im Vorjahr unartig waren, kommt stattdessen sein düsterer Partner, der sogenannte Krampus. Frechen österreichischen Kindern wurde deshalb über Generationen hinweg immer wieder gesagt: „Wenn du nicht brav bist, holt dich der Krampus!“ Eine fragwürdige Erziehungsmethode, die durchaus Wirklichkeit werden kann. Denn das „Krampuslaufen“ findet in vielen alpinen Ortschaften noch immer Jahr für Jahr statt und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Als Krampus verkleidete Österreicher:innen gehen dafür in Fellkostümen und gruseligen Masken mit Hörnern von Haus zu Haus und befragen die Eltern, ob ihre Kinder ungezogen waren.
Midsommar: Mit Blumen in die Zukunft schauen
Midsommar, das Fest zur Sommersonnenwende Ende Juni, ist ohne Zweifel das bekannteste schwedische Fest. Der Ursprung von Midsommar liegt in der germanischen Glaubenswelt. Aber wusstest du, dass seit dem Mittelalter auch die Geburt Johannes des Täufers an Midsommar gefeiert wird? Wie bei so vielen religiösen Feierlichkeiten in Europa wurde damit die Weiterführung der alten Bräuche auch nach der Christianisierung legitimiert. Im heutigen Schweden tritt bei den Midsommarbräuchen der Geburtstag Johannes des Täufers in den Hintergrund und vorchristliches Brauchtum ist angesagt. So wird um den Maibaum getanzt, und es gibt ein großes Festessen. Am Abend gehen alleinstehende Frauen und Mädchen über die Felder und sammeln sieben verschiedene Blumen, die sie zum Schlafen unter ihr Kopfkissen legen. Der Sage nach werden sie dann in der magischen Mittsommernacht von ihrem oder ihrer zukünftigen Partner:in träumen.
Das Luciafest: Ungarns Feierlichkeit am dunkelsten Tag des Jahres
Als Pendant zu Midsommar ist das schwedische Luciafest zur Wintersonnenwende am 13. Dezember relativ bekannt. Was nicht so viele wissen: Auch in Ungarn wird der dunkelste Tag des Jahres mit einem Fest zu Ehren der heiligen Lucia begangen – allerdings anders als in Schweden. Die Ungar:innen sehen nämlich in Lucia nicht nur wie die Schwed:innen eine Botin des Lichts, sondern auch eine Überbringerin des Bösen – ein hexenhaftes Wesen, das am kürzesten Tag des Jahres in der Dunkelheit kommt, um Menschen und Tieren zu schaden.
Eine ungarische Tradition zum Luciafest ist deshalb, am 13. Dezember mit dem Bau eines sogenannten Hexenstuhls aus drei verschiedenen Hölzern zu beginnen, der bis Weihnachten fertiggestellt werden soll. Wenn man (meistens sprichwörtlich: Mann) sich an Heiligabend auf den fertigen Stuhl stellt, kann man angeblich erkennen, ob sich eine Hexe im Haus befindet. Traditionell dürfen Frauen am Tag der heiligen Lucia nicht arbeiten. Damit wird der Überlieferung nach sichergestellt, dass die Hühner im kommenden Jahr nicht krank werden. Was an dieser obskuren Geschichte dran ist, darfst du dir gerne selbst ausmalen.
In Europa gibt es viele verschiedene religiöse Richtungen und Traditionen. Für ein friedliches Miteinander ist eine breite Akzeptanz dieser Vielfalt wichtig. Mit dem Religionsmonitor setzt sich die Bertelsmann Stiftung für ein gutes Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen ein.