Was die Generation Z einzigartig macht
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Jacob Lund - stock.adobe.com
- 20. Septemer 2024
Die Gen Z bewegt sich zwischen digitaler und realer Welt, bricht Tabus und lässt alte Trends wieder aufleben. Ihr größter Wunsch? Gute Frage. Auf der Suche danach steht sie im Spagat zwischen Individualität und Zugehörigkeit.
Jede junge Generation wird mit Vorurteilen konfrontiert – sie sei faul, habe unrealistische Erwartungen an das Leben und sei übermäßig von Technologien abhängig. So auch die Generation Z.
Gen Z: Der Jahrgang des digitalen Wandels
Die Generation Z wurde im Zeitraum von 1996 bis 2009 geboren und ist heute zwischen 15 und 28 Jahre alt. Ihre Mitglieder werden gerne Digital Natives genannt, da sie von klein auf mit dem Internet und den Sozialen Medien aufgewachsen sind. Sie sind die Nachfolger:innen der Generation Y, auch Millennials genannt, und die Vorgänger:innen der Generation Alpha. Hier sind prägende Erfahrungen, Trends und unvergessliche Momente, durch die sich die Generation Z auszeichnet:
1. Enttabuisierung wichtiger Themen
Die Gen Z ist mutig, vor allem wenn es darum geht, über Themen zu sprechen, die früher totgeschwiegen wurden. Themen wie psychische Gesundheit, Menstruation und sexuelle Orientierung, die in früheren Generationen tabuisiert wurden, diskutieren jungen Menschen zunehmend. Ganz nebenbei tragen sie damit zur Aufklärung schambehafteter Themen bei, normalisieren diese und helfen, Stigmatisierung abzubauen.
Dennoch wird diese Offenheit manchmal als übermäßige Sensibilität oder „Wokeness“ kritisiert, wobei Gen Z oft als zu politisch korrekt oder empfindlich dargestellt wird. Für die Gen Z ist es jedoch selbstverständlich, über das zu sprechen, was sie bewegt - und davon profitiert die gesamte Gesellschaft.
2. Vegane und vegetarische Ernährung im Trend
Der Fleischkonsum ist bei der Gen Z rückläufig. Vor allem bei den 18- bis 29-Jährigen ist der Anteil der Vegetarier:innen und Veganer:innen überdurchschnittlich hoch, wenn auch noch sehr gering. Während 9,2 Prozent der Frauen und 5,0 Prozent der Männer in dieser Altersgruppe fleischlos leben, zeichnet sich ein klarer Trend ab: Die Gen Z orientiert sich zunehmend an einer bewussten Ernährung, die sowohl ethische als auch ökologische Aspekte berücksichtigt. Der Verzicht auf Fleisch ist für viele Ausdruck von Verantwortung gegenüber Tieren und Umwelt.
3. Streaming statt lineares Fernsehen
Filme mit Werbeunterbrechungen? Nicht mit der Gen Z! Lineares Fernsehen ist fast schon ein Relikt der Vergangenheit für diese Generation. Statt sich an feste Sendezeiten zu halten, nutzen sie lieber Streamingdienste. Das Binge-Watching von Serien hat das klassische Fernsehprogramm weitgehend verdrängt. Warum pünktlich um 18 Uhr vor den Fernseher setzen, um die Lieblingsserie zu sehen, wenn stattdessen Inhalte nun überall und jederzeit konsumiert werden können - egal, ob genderqueere Großstadt-Rom-Com oder nostalgische Dokumentation über vergessene Arcade-Spiele.
4. Smartphonenutzung und Aufmerksamkeitsspanne
Sind alle Jugendlichen handysüchtig? Die intensive Nutzung von Smartphones wird der Generation Z oft als Charaktereigenschaft zugeschrieben. Dabei ist die Fähigkeit, schnell zwischen verschiedenen Informationsquellen zu wechseln, geradezu eine notwendige Anpassung an die heutige Informationsflut. Das Smartphone ist für sie nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern auch der Zugang zu Informationen und Unterhaltung. Etwas mehr als vier Stunden verbringen 16- bis 19-Jährige im Durchschnitt täglich mit ihrem Smartphone.
5. YouTube und Influencer:innen-Kultur
Millionen Abonnenten, Milliarden Aufrufe: YouTuber:innen und Influencer:innen sind die neuen Vorbilder der Gen Z. Ihre Meinung hat Gewicht, wenn es um Trends, Produkte und Meinungen geht. Sie sind nicht nur Unterhaltungs-, sondern auch wichtige Informationsquellen. Die enge Bindung, die Influencer:innen zu ihren Follower:innen aufbauen, verleiht ihnen eine hohe Glaubwürdigkeit und macht sie zu einer maßgeblichen Quelle der Meinungsbildung junger Leute. Die Gen Z schätzt die Authentizität und Nähe, die diese digitalen Persönlichkeiten vermitteln.
6. Erwartungen an Arbeit und Leben
Der Generation Z wird oft vorgeworfen, unrealistische Erwartungen an Arbeit und Leben zu haben. Tatsächlich geht es dieser Generation aber um mehr als nur Karriere und Geld. Sie strebt nach einer besseren Work-Life-Balance und wünscht sich eine Arbeit, die nicht nur den Lebensunterhalt sichert, sondern auch Sinn stiftet.
Flexible Arbeitszeiten, Remote Work und eine wertschätzende Unternehmenskultur stehen hoch im Kurs. Statt die klassische Karriereleiter zu erklimmen, suchen sie nach Wegen, persönliche Erfüllung und berufliche Ambitionen miteinander zu verbinden.
7. Eine Wohlstandsgeneration mit Zukunftsängsten?
Trotz des relativen Wohlstands, in dem viele junge Menschen aufgewachsen sind, wurde die Generation Z von zahlreichen Krisen geprägt. Finanzkrise, Klimawandel, Pandemien und politische Polarisierung haben ihr Weltbild stark beeinflusst. Eine Umfrage des Liz Mohn Centers zeigt: Diese Generation blickt oft mit Sorge in die Zukunft, da sie die Folgen dieser globalen Herausforderungen direkt zu spüren bekommt.
Die aus diesen Krisen resultierende Unsicherheit führt zu einem tiefen Bedürfnis nach Stabilität und gleichzeitig zu einem verstärkten Engagement für Veränderungen, die eine bessere Zukunft ermöglichen sollen.
8. Engagement für soziale Bewegungen
Die Jugend will Veränderung. Von #MeToo über Black Lives Matter bis hin zu Fridays for Future setzt sie sich aktiv für gesellschaftlichen Wandel ein. Soziale Medien spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie ermöglichen es, die Stimme zu erheben und sich weltweit zu vernetzen. Aktivismus ist für die Gen Z nicht nur ein Trend, sondern Ausdruck ihrer Werte und Überzeugungen. Mit kreativen Kampagnen und digitalen Protesten kämpft sie für Gleichberechtigung, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.
9. Memes und Internetkultur
Für die Generation Z sind Memes mehr als nur lustige Bilder im Netz. Sie sind eine eigenständige Kommunikationsform. Mit Memes kommentieren junge Menschen Alltagssituationen, aber auch politische und kulturelle Ereignisse. Es ist eine leichte und unbeschwerte Art, alles, was in der Welt passiert, einzuordnen und mit Humor zu verarbeiten. Die kleinen Bilder und Videos sind tief in der Internetkultur verankert und zeigen, wie Humor, Ironie und Kritik junge Menschen in einer global vernetzten Welt verbinden. So findet jede Generation ihre eigene Sprache und tickt anders.
10. Global vernetzt und doch einsam?
Obwohl die Generation Z durch digitale Technologien und soziale Medien ständig miteinander verbunden ist, kämpfen viele von ihnen mit dem Gefühl der Einsamkeit. Das zeigt bestätigt eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann Stiftung unter jungen Menschen zwischen 16 und 30 Jahren. Digitale Kommunikation ist selten Ersatz für persönliche Beziehungen. Auch das Gefühl, ständig etwas zu verpassen (FOMO) oder weniger zu erleben als andere Menschen, wird durch soziale Medien verstärkt. zeigt, dass sich viele junge Menschen isoliert fühlen.
11. Pokémon und Nostalgie
Ist Pokémon für dich mehr als nur ein Spiel, sondern ein Stück Kindheit? Dann teilst du dieses Gefühl sicherlich mit vielen anderen der Generation Z. Als Pokémon Go 2016 die ikonischen Wesen in die Realität holte, erlebte die Marke ein Comeback. Die Kombination aus nostalgischen Erinnerungen und moderner Technologie hat das Spiel zu einem kulturellen Phänomen gemacht. Pokémon ist ein Beispiel dafür, wie stark die Nostalgie auch auf eine so junge Generation wie die Gen Z wirkt.
12. Fidget Spinner: Ein Symbolbild der Mikrotrends
Der Hype um den Fidget Spinner im Jahr 2017 steht symbolisch für die schnelllebigen Trends, die die Gen Z begeistern - und ebenso schnell wieder vergessen. Diese Generation liebt es, neue Trends auszuprobieren und sich von viralen Phänomenen mitreißen zu lassen.
Das zeigt auch der Hype um die Plattform TikTok. Der Traum, einmal im Leben viral zu gehen, ist näher als man denkt. Die Menschen langfristig zu begeistern, ist hingegen eine große Herausforderung. Denn so schnell, wie junge Menschen Trends aufgreifen, wenden sie sich auch wieder neuen Hypes zu. Der Reiz des Neuen und die ständige Verfügbarkeit von Trends im Internet sorgen dafür, dass Moden kommen und gehen wie nie zuvor.
13. Neue Generation, alte Trends
Sind die 90er zurück? Obwohl die Generation Z mit digitalen Gadgets aufgewachsen ist, schleicht sich bei ihnen oft eine charmante Nostalgie ein, die sie dazu bringt, alte Trends mit neuem Schwung wieder aufleben zu lassen. Bauchfreie Tops, Baggy-Jeans und der Soundtrack einer Ära feiern ein Comeback, das uns alle zurück in die Zeit der Kassettendecks und Discmen katapultiert.
Dafür sagt die Gen Z: „Ciao, Fast Fashion!“. Vintage-Shopping ist wieder voll im Trend. Warum neu kaufen, wenn man etwas mit Geschichte und Charakter haben kann? Second-Hand-Kleidung ist nicht nur ein Statement für Individualität, sondern auch für Authentizität und Nachhaltigkeit. Und dann sind da noch die Analogkameras und Polaroids, die mit dem greifbaren, unperfekten Festhalten des Moments das Gefühl schaffen, dass die Zeit kurz stehen bleibt. Diese Sehnsucht nach dem Vergangenen ist der Versuch der Generation Z, in einer Welt, die sich immer schneller dreht, mal kurz auf die Pausetaste zu drücken.
Jede Generation hat ihre eigenen prägenden Momente und Besonderheiten. In unserer schnelllebigen Welt fällt es oft schwer, die verbindenden Aspekte zu erkennen. Mit dem Projekt „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ macht die Bertelsmann Stiftung den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft messbar und verständlich und hilft so dabei, ihn zu fördern.