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Black Lives Matter: Tipps gegen Rassismus | So kannst du aktiv werden

Eine Black Lives Matter Demonstration in Berlin Emmanuele Contini | emmanuelecontini.com

Black Lives Matter: Neun Möglichkeiten, wie du gegen Rassismus aktiv werden kannst

  • Emmanuele Contini | emmanuelecontini.com
  • 19. Juni 2020

Dein Instagram-Feed war am #blackouttuesday auch voll mit schwarzen Quadraten? Oder du hast vielleicht sogar mitgepostet? Es gibt noch mehr Wege, gegen Rassismus vorzugehen. change hat neun Tipps zusammengestellt, wie du dich engagieren kannst.

Rassismus ist kein rein amerikanisches Problem, das zeigen nicht nur nüchterne Statistiken. Die Zahl der nicht gemeldeten Straftaten, Aggressionen, Beleidigungen und Sticheleien liegt sogar um ein Vielfaches höher als in offiziellen Angaben. Für viele Menschen in Deutschland ist Rassismus Alltag. Und er äußert sich nicht nur in offenem Hass und Verachtung, sondern auf ganz vielfältige Weise. change zeigt, wie du dich gegen rassistische Diskriminierung einsetzen kannst.

1. Reflektieren: Wir müssen über Rassismus um uns herum und in uns selbst nachdenken, uns darüber bewusst werden und anerkennen, dass es ihn gibt. Wir sind in einer rassistischen Welt aufgewachsen. Rassistische Muster beherrschen den Alltag. Wie sieht es z. B. beim Karneval in Deutschland aus? Wie sehen die Menschen aus, die an deinem Arbeitsplatz mit dir zusammenarbeiten? Wie sehen sie in den Filmen aus, die du siehst? Welche Namen haben Straßen in deiner Nachbarschaft? Wie kannst du Rassismus in deinem Umfeld verhindern?

2. Zuhören: Die Stimmen von BIPoCs (Black, Indigenous, and People of Color; s. Infokasten) werden nicht ausreichend gehört. Du kannst dabei helfen, das zu ändern. Höre von Rassismus betroffenen Menschen zu und nimm sie und ihre Erfahrungen ernst. Unter dem Hashtag #wasihrnichtseht teilen auf Instagram viele ihre Erfahrungen.

Zwei Menschen bilden mit den Händen zusammen ein Herz.

Warum Menschenrechte und Diskriminierung uns alle angehen


3. Lernen:  Kläre dich selbst auf! Dazu kannst du Online-Ressourcen nutzen, Bücher und Artikel lesen sowie Podcasts über Rassismus hören. Es gibt viele schwarze Autor*innen, Aktivist*innen und Podcaster*innen, z. B. Alice Hasters („Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten“) oder Tupoka Ogette („Exit RACISM“). Informiere dich über die Geschichte des Kolonialismus, der Sklaverei und wie sich das alles auf die heutige Gesellschaft auswirkt. Hinterfrage kritisch, was du liest, nicht immer ist die Medienberichterstattung selbst frei von rassistischen Denkmustern.

4. Einschreiten: Konfrontiere dich selbst mit rassistischen Ungerechtigkeiten, auch wenn es unangenehm ist. Erhebe deine Stimme, wenn jemand etwas Rassistisches sagt oder tut. Weiße Menschen haben das Privileg, eher als „objektiv“ wahrgenommen zu werden, wenn sie Rassismus ansprechen, wohingegen BIPoCs schnell vorgeworfen wird, „emotional“ zu reagieren. Setz dieses Privileg als Weiße*r ein: Schreite ein und schweige nicht!

Was bedeutet eigentlich …

BIPoC: Akronym von „Black, Indigenous, and People of Color". Eine Selbstbezeichnung von Menschen mit Rassismuserfahrung.

Black Lives Matter: Im Sommer 2013 entstand der Hashtag #BlackLivesMatter nachdem der Todesschütze George Zimmerman im Prozess um die Erschießung von Trayvon Martin freigesprochen worden war. Die schwarzen Organisatorinnen Alicia Garza, Patrisse Cullors und Opal Tometi haben die Bewegung gestartet.

Race: Weil das deutsche Wort „Rasse“ historisch belastet ist, benutzen wir den englischen Begriff „Race“. Mehr Infos hier.

Vier Dimensionen des Rassismus:
Verinnerlichter Rassismus: Überzeugungen, Vorurteile und Gefühle gegenüber Einzelpersonen anhand von Race.
Zwischenmenschlicher Rassismus: Bewusste oder unbewusste rassistische Handlungen, Vorurteile und Voreingenommenheit zwischen Menschen durch Wort und Tat.
Institutioneller Rassismus: Diskriminierende Politiken und Praktiken innerhalb von Organisationen und Institutionen, z. B. Schule und Arbeit.
Struktureller Rassismus: Anhaltende rassistische Ungleichheiten, die von der Gesellschaft und ihren Institutionen aufrechterhalten werden, systematisch Weiße privilegieren und BIPoCs benachteiligen.

„Say their names!“: Die #SayTheirNames-Kampagne fordert Medien und Social-Media-Nutzer*innen dazu auf, Opfer von Polizeigewalt nicht nur anhand der Vorfälle, die sie getötet haben, zu erinnern. Vielmehr sollen sie sich auf die individuelle Menschlichkeit der Opfer konzentrieren und ihre Namen verwenden.

Schwarzsein/Weißsein: Meint hier nicht Hautfarbe als biologische Kategorie, sondern als gesellschaftspolitische Zugehörigkeit. „Schwarz“ ist eine gewählte Selbstbezeichnung, wohingegen Begriffe wie „farbig“ oder „dunkelhäutig“ nicht verwendet werden sollten. Genauso ist Weißsein kein biologischer Fakt, sondern eine gesellschaftliche Norm und Machtposition.

Protest mit Schild, das George Floyd abbildet


5. Aufklären: Sprich mit Freund*innen und Familie über Rassismus. Verbreite das Bewusstsein in sozialen Medien. Dabei spielt es keine Rolle, ob du 100 oder 10.000 Follower*innen hast. Stelle aber sicher, dass du die Zustimmung hast, bevor du z. B. Bilder von Menschen auf einer Demo veröffentlichst. Und teile keine Videos von Menschen, die misshandelt oder ermordet werden, das ist für viele Menschen traumatisierend.

6. Spenden: Spende an Organisationen wie Black Lives Matter und andere, wenn du kannst. Was nichts kostet: Petitionen teilen und mitzeichnen. Auch das hilft. Übrigens: In den USA gibt es die Bewegung, gezielt Geschäfte mit schwarzen Inhaber*innen zu unterstützen. Ähnliche Initiativen gibt es auch in Deutschland, z. B. in Berlin. In diesem Artikel findest du weitere Infos dazu.

7. Demonstrieren: Geh auf Demonstrationen und Proteste und zeig deine Unterstützung für von Rassismus Betroffene. Derzeit ist es wichtig, immer eine Maske zu tragen und Abstand zu halten. Wie gut und kreativ das gehen kann, siehst du hier.

8. Verlernen: Akzeptiere, dass wir alle Fehler machen und etwas Rassistisches sagen können, auch wenn es nicht unsere Absicht war. Absicht ist nicht dasselbe wie Wirkung. Es geht nicht darum, perfekt zu sein und alles zu wissen. Aber durch das Verlernen rassistischer Muster kann man wachsen und eine bessere Gesellschaft für alle schaffen. Dieses Eingestehen ist oft unangenehm, aber notwendig.

9. Engagieren: Setz dich ein und engagier dich! Sei mehr als nur nicht rassistisch – sei aktiv anti-rassistisch.

Gemeinsam gegen Rassismus! Die Bertelsmann Stiftung setzt sich aktiv gegen Diskriminierung ein. Mit Projekten wie „Alle Kids sind VIPs“ und „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ machen wir uns stark gegen Ausgrenzung.