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Uruguay: Sieben Fakten zur stabilsten Demokratie Südamerikas

Eine Person in einem grünen Mantel läuft, uns den Rücken zugekehrt, den felsigen Strand von Cabo Polonio in Uruguay entlang, auf den tosende Wellen treffen. Paz Arando - unsplash.com/license

Sieben Dinge, die du noch nicht über Uruguay wusstest

  • Paz Arando - unsplash.com/license
  • 9. August 2022

An der Ostküste Südamerikas, zwischen Brasilien und Argentinien, liegt das kleine Land Uruguay, das seinen beiden riesigen Nachbarn einiges voraushat. change hat sieben faszinierende Fakten über die stabilste Demokratie Südamerikas für dich

Weißt du, warum sich viele Länder im Bereich Nachhaltigkeit ein Beispiel an Uruguay nehmen können? Oder was das absolute Lieblingsgetränk der Uruguayer:innen ist? Falls dir zu diesen Fragen keine Antworten einfallen, lernst du jetzt garantiert etwas Neues.

1. Uruguay liegt am breitesten Fluss der Welt

Die uruguayische Hauptstadt Montevideo liegt am Fluss Río de la Plata, auf Deutsch „Silberfluss“, benannt nach der stets leicht grauen Färbung des Wassers. Der Río de la Plata entsteht aus dem Zusammenfluss der beiden Flüsse Uruguay und Paraná, er ist insgesamt 300 Kilometer lang und kommt an seiner breitesten Stelle auf bis zu 190 Kilometer. Es heißt, dass im Río de la Plata zahlreiche Schätze versunken sind. Während der Kolonialzeit sanken dort bis zu 2.000 Schiffe mit ihren Ladungen, von denen viele bis heute auf dem Grund des Silberflusses liegen.
 


2. Ein kostenloser Laptop für jedes Kind

Uruguay setzt auf Digitalisierung – vor allem im Bereich Bildung, und das nicht erst seit der Coronapandemie. Bereits seit mehr als zehn Jahren bekommt jedes Kind vom Staat einen eigenen Laptop. Seitdem erfolgt ein großer Teil des Schulunterrichts digital, auch Kinder aus ärmeren Familien können so besser an Bildung teilhaben. Auch sonst ist das Land digital gut aufgestellt. So gibt es auf fast allen öffentlichen Plätzen im Land kostenloses WLAN.
 

So sieht es aus, wenn es zubereitet ist, Uruguays Nationalgetränk: Mate in einer traditionellen Kalebasse (einem Gefäß aus der ausgehöhlten und getrockneten Hülle des Flaschenkürbisses) mit Bombilla (Trinkröhrchen)


3. Mate: Der Wachmacher der Nation

Dass man die Blätter des Matestrauchs (auch Yerba-Mate genannt) mit Wasser versetzt als Tee schlürfen kann, wurde in Südamerika schon vor Tausenden von Jahren von den indigenen Einwohner:innen vom Volk der Guaraní entdeckt – also lange bevor Club-Mate cool wurde. Die Guaraní verehrten den Tee als heiliges Getränk der Götter und tranken ihn mit Zuckerrohrhalmen aus ausgehöhlten Kürbissen. In Uruguay, Paraguay, Argentinien und einigen Teilen Brasiliens ist Mate bis heute das Hauptgetränk. Viele Menschen haben überall eine Thermoskanne mit heißem Wasser, einen kleinen Becher mit Mateblättern und dem dazugehörigen Strohhalm dabei, um das belebende Getränk jederzeit zu sich nehmen zu können.
 

Grüner Strom kommt in Uruguay vor allem aus Windkraft.


4. Kühe + Wind = Energieunabhängigkeit

Uruguay ist nicht nur ein Vorbild in Sachen Digitalisierung, sondern auch was Nachhaltigkeit angeht. Das kleine Land deckt 98 Prozent seines Energiebedarfs aus grünen Quellen, wie Wind, Wasser und Sonne. Damit haben vor allem Rinder zu tun: Viehzucht ist in Uruguay wirtschaftlich ein wichtiges Standbein (in Uruguay gibt es mehr Rinder als Menschen), die Viehzüchter:innen halten ihre Tiere auf riesigen Weiden. Dort wurden in den letzten Jahren vermehrt Windräder gebaut. Die Rinder stört es nicht, die Farmer:innen verdienen an der Pacht für die Windräder und Uruguay hat grünen Strom.
 


5. Neue Heimat für jüdische Geflüchtete

Uruguay war zu Zeiten des NS-Regimes zwischen 1933 und 1945 Exilland für fast 10.000 jüdische Geflüchtete. Im Verhältnis zu seiner Größe nahm Uruguay damit die meisten jüdischen Geflüchteten auf dem gesamten amerikanischen Kontinent auf. Auch nach Kriegsausbruch 1939, als zahlreiche andere Länder die Visavergaben längst gestoppt hatten, stellte der uruguayische Konsul in Deutschland noch Visa aus und rettete so Tausenden das Leben. Noch heute gibt es in Uruguays Hauptstadt Montevideo eine deutschsprachige jüdische Gemeinde.
 

Ein Mann steht vor der Kaskade von Jerewan.

Sieben Dinge, die du noch nicht über Armenien wusstest


6. Uruguay erkannte als erstes Land den Genozid an den Armenier:innen an  

Zwischen 1915 und 1916 brachten Soldaten des osmanischen Reichs 1,5 bis 2 Millionen Armenier:innen um. In der Türkei wird dieser Völkermord bis heute nicht anerkannt, außerdem setzt das Land viele andere unter Druck, dies ebenfalls nicht zu tun. So haben die USA den Genozid beispielsweise erst 2021 anerkannt und auch Deutschland hat die schrecklichen Taten erst 2015 – 100 Jahre nach dem Genozid – verurteilt. Anders Uruguay: Nach dem Völkermord fanden viele überlebende Armenier:innen hier Asyl. Als erstes Land der Welt erkannte Uruguay den Genozid an den Armenier:innen bereits im Jahr 1965 an und erklärte den 24. April landesweit zum „Gedenktag zur Erinnerung an die armenischen Märtyrer“.

7. Südamerikas stabilste Demokratie

Uruguay wird auch „die Schweiz Südamerikas“ genannt, weil das Land gesellschaftlich und wirtschaftlich so stabil ist. Anders als in vielen anderen Ländern Südamerikas gibt es in Uruguay eine breite Mittelschicht, kaum Superreiche und nur sehr wenig wirklich arme Menschen. Auch im Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung hat Uruguay stets Bestnoten in Sachen Demokratie bekommen. Wie tief die Demokratie im Land verwurzelt ist, konnte Uruguay gerade durch den reibungslosen politischen Richtungswechsel von einer mitte-links Regierung zu einer mitte-rechts Regierung 2019 unter Beweis stellen: In dem Jahr wurde die 15-jährige Regierungszeit des Linksbündnisses um den Kandidaten Daniel Martínez vom Konservativen Luis Lacalle Pou abgelöst. Daraufhin wurde das Land nicht etwa instabiler, sondern die Regierungspartei und die neue Opposition arbeiteten weiter gut zusammen. Gemeinsam und unter Einbezug der Zivilgesellschaft konnten sie schwerwiegende Folgen der Corona-Pandemie abwenden.

Mehr dazu? Die Bertelsmann Stiftung veröffentlicht fortlaufend den Transformationsindex BTI mit Informationen zu Gesellschaft, Politik und wirtschaftlicher Entwicklung in Uruguay und 136 anderen Ländern.