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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Luisa Wöllisch über Schauspiel und Inklusion

Luisa Wöllisch, eine Frau mit langen braunen Haaren und einem grauen Lederjackett, lehnt sich entspannt an eine Löwenstatue. Im Hintergrund sieht man einen ruhigen See und eine bewaldete Uferlinie. Luisa lächelt und wirkt glücklich.
Interview
Eva Wöllisch

Schauspielerin Luisa Wöllisch: So hat sie ihren Traum wahr gemacht

  • Eva Wöllisch
  • 24. Mai 2024

Schon als Kind liebte sie die Schauspielerei – heute ist Luisa Wöllisch eine preisgekrönte Schauspielerin. Im change Interview spricht sie über ihre Inspiration, ihre spannende Karriere und ihre Herzensprojekte.

Luisa Wöllisch gibt change einen Einblick in ihren Weg zur Schauspielerei und erzählt, wie sie als Leinwandheldin mit Downsyndrom besondere Momente ihrer Karriere gemeistert hat. Entdecke, was sie antreibt und welche neuen Projekte sie mit Begeisterung erwartet.

Luisa Wöllisch, eine Frau mit langen braunen Haaren und Pony, lächelt in die Kamera. Sie trägt eine schwarze Lederjacke über einer weißen Bluse und eine dunkle Krawatte. Der Hintergrund ist schlicht und hell.

Luisa Wöllisch

… ist eine deutsche Schauspielerin. Seit 2014 ist sie festes Ensemblemitglied bei der Freien Bühne München. Bekannt wurde sie durch ihre Hauptrolle als Franzi Maier in dem Film „Die Goldfische“ (2019). Seit 2020 ist sie Teil des Ensembles der Münchner Kammerspiele, und 2021 wurde Luisa Wöllisch mit dem Kulturpreis Bayern in der Kategorie Kunst ausgezeichnet.

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change | Luisa, was hat dich dazu inspiriert, Schauspielerin zu werden?

Luisa Wöllisch | Ich habe früh gemerkt, dass ich es liebe, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Schon als Kind habe ich so spielerisch entdeckt, dass Schauspielerei meine Leidenschaft ist. Später habe ich in der Schule und auch nebenbei als Hobby viel Theater gemacht und nach meinem Schulabschluss an der Freien Bühne München eine Ausbildung begonnen. Ich habe dort so viele neue Sachen gelernt und neue Facetten an mir entdeckt, dass mir einfach klar war: Schauspiel, das ist meins.

Das klingt nach einer sehr tollen Ausbildung.

Total, ohne die Freie Bühne wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Dort habe ich unter anderem viel über Improvisation und Schauspieltechniken gelernt, was mir viel geholfen hat, mich als Schauspielerin weiterzuentwickeln. Außerdem finde ich es klasse, dass die Menschen dort gesagt haben: „Wir machen jetzt ein Theater, wo Leute mit einer Beeinträchtigung ausgebildet werden.“ Das ist richtig toll. Durch die Freie Bühne München haben wir im Theaterbereich mehr Inklusion erreicht, weil sie Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen die Möglichkeit geben, sich künstlerisch zu betätigen.

Du machst ja nicht „nur“ Theater, sondern auch Filme. Fühlst du dich auf der Bühne wohler oder vor der Kamera?

Das ist schwer zu sagen, beides hat seinen Reiz. Auf der Bühne spürt man direkt die Reaktion des Publikums, das ist etwas ganz Besonderes. Aber auch das Drehen von Filmen macht mir viel Spaß, auch wenn das eine neuere Erfahrung ist. Als ich „Die Goldfische“ gedreht habe, war das alles totales Neuland für mich, aber es war aufregend, und ich konnte sehr viel lernen.
 


In „Die Goldfische“ von Regisseur Alireza Golafshan spielst du die Rolle der Franzi Maier. Wie war es, an einer so großen Produktion mitzuwirken, und was können wir als Nächstes von dir erwarten?

Es war spannend, Teil eines solchen Films zu sein. Ich habe viele großartige Menschen kennengelernt und tolle neue Erfahrungen gemacht. Es war unglaublich, mit Schauspielern wie Tom Schilling, Jella Haase und Axel Stein zu drehen, sie alle waren supernett und weltoffen. Vor Kurzem hatte ich auch ein Casting für ein neues Filmprojekt, also gibt es bald vielleicht noch mehr von mir zu sehen.

Da sind wir gespannt! Du wurdest für dein bisheriges Schaffen bereits mit dem Kulturpreis Bayern 2021 ausgezeichnet. Was bedeutet dir dieser Preis persönlich?

Es ist unglaublich, dass ich so einen Preis in den Händen halten darf. Er zeigt mir, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird und dass ich auch Menschen außerhalb des Theaters erreiche. Und er ist eine Bestätigung dafür, dass ich auf dem richtigen Weg bin, und motiviert mich weiterzumachen. Mir ist auch ganz wichtig, dass der Preis nicht nur mir, sondern auch meinen Fans gehört, die mich unterstützen und an mich glauben.
 

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Diese Auszeichnung hat deine Bekanntheit weiter gesteigert. Eine andere Sache, die viel Aufmerksamkeit bekommt, ist dein YouTube-Kanal „Insight Out“. Dort leistest du wichtige Aufklärungsarbeit zu Inklusionsthemen. Es geht um politische Teilhabe, Bildung, Wählen

Das ist mein Herzensprojekt. Einerseits hoffe ich, dass ich mit dem Kanal dazu beitragen kann, dass sich Leute öffnen und über ihre Vorurteile nachdenken. Andererseits möchte ich damit Menschen inspirieren und ihnen zeigen, dass sie ihre Träume verwirklichen können, unabhängig von etwaigen Barrieren. Ich will zum Beispiel zeigen, dass auch Menschen mit Downsyndrom großartige Schauspieler:innen sein können und dass wir mehr solcher Geschichten erzählen sollten.
 

„Ich finde es langweilig, immer die gleichen Leute auf der Leinwand oder auf der Bühne zu sehen. Es ist viel wichtiger, auch Menschen mit Beeinträchtigungen zu zeigen, weil Vielfalt die Unterhaltungsbranche bereichert.“

– Luisa Wöllisch, Schauspielerin


Welchen Rat möchtest du jungen Leuten mit auf den Weg geben, die sich noch unsicher sind, was sie einmal werden wollen?

Habt Mut, an euren Träumen festzuhalten! Es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben und an sich zu glauben. Auch wenn der Weg manchmal steinig ist, lohnt es sich, den eigenen Leidenschaften zu folgen.

Das ist eine schöne Botschaft. Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich auf vielen Ebenen für mehr Inklusion und Teilhabe ein. Mit dem Projekt „Schulische Bildung“ tritt sie für bessere Bildungschancen für alle ein, damit wir die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam meistern können.