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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Entscheidungshilfe Jobwechsel: 5 Fragen, die Gewissheit geben

Eine junge Frau mit braunen Locken sitzt vor einem Laptop und hat das Kinn auf die Hände gestützt. BullRun - stock.adobe.com

Bleiben oder gehen? Fünf Leitfragen für den Jobwechsel

  • BullRun - stock.adobe.com
  • 25. August 2023

Ist das Gras auf der anderen Seite wirklich grüner? Der Wunsch nach beruflicher Veränderung beschäftigt viele junge Menschen. Die Frage „Soll ich den Job wechseln?“ kann dabei sowohl aufregend als auch beängstigend sein. change zeigt dir, wie du die richtige Wahl triffst.

Keine Generation ist so aktiv auf Jobsuche wie die 18- bis 29-Jährigen. Das ergab eine aktuelle Studie der NEW WORK SE, zu der auch das Karrierenetzwerk XING gehört.

Warum wollen so viele junge Menschen den Jobwechsel?

Das liegt vor allem daran, dass der Wunsch nach Flexibilität bei vielen jungen Erwachsenen ganz oben auf der Agenda steht. Sie wollen nicht ihr Leben an den Job anpassen, sondern umgekehrt. Verständlich, denn schließlich verbringt man einen Großteil des Lebens mit Arbeit.

Gründe für einen Jobwechsel

Ein Umzug, ein neuer Studiengang, bessere Berufsaussichten, ein besseres Arbeitsumfeld oder der Wunsch nach Abwechslung und neuen Herausforderungen – die Gründe für einen Jobwechsel sind vielfältig und ganz individuell. Wichtig ist: Dieser Schritt sollte gut überlegt sein.

Jobwechsel ja oder nein?
Mit diesen Fragen triffst du die richtige Entscheidung

Nimm dir vorab immer genug Zeit, um deine Gründe zu reflektieren. Deine Wechselmotivation gut zu kennen, wird dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Folgende Fragen können dich dabei unterstützen:

1. Temporäres Tief oder chronischer Frust?

Jeder Job hat seine Höhen und Tiefen. Die erste Frage, die du dir stellen solltest, ist, ob dein Wunsch nach einem Wechsel auf ein generelles Problem oder vielleicht nur auf eine vorübergehende Frustration zurückzuführen ist. Manchmal kann es sinnvoller sein, die Probleme im aktuellen Job anzugehen, als sofort zu wechseln. Unterschätze dabei nicht, wie hilfreich es sein kann, mit Vorgesetzten oder Mitarbeitenden der Personalabteilung über deine Gefühle und Wünsche zu sprechen. Vielleicht könnt ihr gemeinsam eine Lösung finden. Denn auch deinem Arbeitgeber sollte daran gelegen sein, dass du dich bei der Arbeit wohlfühlst.

Fragen, die dir helfen können, deiner Unzufriedenheit auf den Grund zu gehen:

• Wie viel Spaß macht mir die Arbeit?
• Wie geht es mir nach dem Feierabend?
• Mache ich das, was ich am besten kann?
• Fühle ich mich wertgeschätzt?
• Habe ich das Gefühl, mit meiner Arbeit einen Mehrwert zu schaffen oder etwas zu bewegen
• Kann ich mich mit meinem Arbeitgeber identifizieren?
• Wie gut ist das Arbeitsklima?
• Fühle ich mich wohl in meinem Team und komme ich gut mit meinen Vorgesetzten aus?
 


2. Was erwarte ich mir von einem Jobwechsel?

Überlege dir, was du dir von einer beruflichen Veränderung erwartest, und bleibe dabei realistisch. Basieren deine Erwartungen auf Fakten, die du leicht überprüfen kannst, oder auf Gefühlen, die sich im Laufe der Zeit ändern können? Einige Erwartungen lassen sich leichter überprüfen als andere. Während es relativ einfach ist, sich ein bestimmtes Gehalt als Ziel zu setzen, ist es schwierig, im Voraus einzuschätzen, wie zum Beispiel die Teamdynamik im neuen Unternehmen sein wird.

Das Foto zeigt eine Szene im Homeoffice: Eine Frau schaut fröhlich auf den Bildschirm ihres Laptops, während sie an einem Call teilnimmt. Im Hintergrund hängen Post-its und Zettel an einer Pinnwand.

Homeoffice ist das Beste, was uns je passiert ist. Oder?


3. Kennst du deine beruflichen Ziele?

Bevor du eine Entscheidung triffst, ist es auch wichtig, über deine langfristigen beruflichen Ziele nachzudenken. Wo möchtest du in fünf oder zehn Jahren stehen? Welche Fähigkeiten möchtest du (weiter-)entwickeln? Glaubst du, dass du diese Ziele in deinem derzeitigen Unternehmen erreichen kannst? Wenn nicht: Warum? Auch hier kann es hilfreich sein, das Gespräch mit der Personalabteilung oder Vorgesetzten zu suchen. Ein Arbeitgeber, der daran interessiert ist, dich langfristig an das Unternehmens zu binden, wird dir zuhören und versuchen, dir eine Perspektive zu bieten.

4. Warum habe ich mich für diesen Job entschieden? Was ist mir heute wichtig?

Eine weitere Überlegung, die dir helfen kann, ist, welche Aspekte deines jetzigen Jobs dich beim Einstieg in diesen Job besonders angesprochen haben. Waren es die Aufgaben, die Aussicht auf berufliche Weiterentwicklung oder die Chance, deine Leidenschaft in deinem Beruf auszuleben? Oder waren es finanzielle Gründe? Wenn du diese Gründe mit dem vergleichst, was dir heute an deiner Arbeit wichtig ist, kannst du herausfinden, ob dein aktueller Job deine Erwartungen langfristig erfüllen kann.
 


5. Bist du bereit für eine grundlegende Veränderung?

Ein neuer Job bringt Veränderungen mit sich – sei es im Arbeitsalltag, bei den Kolleg:innen oder bei den Aufgaben. Diese Herausforderungen sind immer auch eine Chance, dich weiterzuentwickeln, können aber gerade zu Beginn sehr anstrengend sein. Wenn du in einem anderen Bereich deines Lebens, wie zum Beispiel in deiner Beziehung, in deinem Freundeskreis oder in deiner persönlichen Entwicklung, momentan belastende Veränderungen durchmachst, könnte dir das gewohnte berufliche Umfeld guttun, bis wieder Ruhe eingekehrt ist. Überlege dir also vorher, ob du auch emotional bereit für einen Wechsel bist.

Person mit Ballettschuhen balanciert auf Ziegelsteinen

So schaffst du den Ausgleich zwischen Job und Freizeit


Gucken kostet nix

Unabhängig davon, warum du über einen Jobwechsel nachdenkst, ist es völlig in Ordnung, wenn du dich nach anderen Möglichkeiten umsiehst oder dir Angebote einholst, auch wenn du dich in einem festen Arbeitsverhältnis befindest. Manchmal kann es bei der Entscheidungsfindung helfen, Bewerbungen zu versenden oder das ein oder andere Vorstellungsgespräch zu führen. Das heißt aber nicht, dass du dann tatsächlich wechseln musst.

Zu viele Stationen im Lebenslauf?


Gerade zu Beginn deiner Karriere solltest du dir nicht zu viele Gedanken über zu viele Stationen in deinem Lebenslauf machen. Du bist in der Phase des Ausprobierens – und das ist auch vollkommen okay. Manchmal musst du erst lernen, was du nicht willst, um herauszufinden, was dir wichtig ist. Unterschiedliche Erfahrungen können deine fachliche und menschliche Kompetenz sogar bereichern.

Kleiner Tipp: Schreibe in deinem Lebenslauf zu jeder Station deine Motivation für den Wechsel. Ein paar Worte reichen hier völlig aus, zum Beispiel: „Wechselmotivation: Umzug“, „Wechsel des Studiengangs“ oder „Befristeter Arbeitsvertrag“. Du kannst auch ehrlich sein und schreiben: „Wunsch nach neuem Aufgabenbereich“. Das kann dir sogar beim Vorstellungsgespräch helfen.
 


Vertraue deinem Bauchgefühl, aber hole dir Rat

Denke daran, dass die Entscheidung letztendlich eine individuelle ist und dass es wichtig ist, auf deine eigenen Bedürfnisse zu hören und deine Ziele zu verfolgen. Dein Bauchgefühl ist wichtig, aber scheue dich nicht, den Rat von Menschen einzuholen, die dich gut kennen und schätzen. Manchmal kann ein Blick von außen Klarheit bringen.

Auch die Bertelsmann Stiftung beschäftigt sich mit dem Wandel auf dem deutschen Arbeitsmarkt. So geht die Studie Bessere Perspektiven bei Jobwechseln – Zur Ähnlichkeit beruflicher Übergänge“ der Frage nach, wann sich ein Jobwechsel lohnt.