
Bhutan: Elf interessante Fakten über das Königreich des Glücks
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Aaron Santelices - unsplash.com
- 25. Juli 2025
In einem kleinen Königreich, direkt am Himalaya gelegen, misst man das Glück ganz offiziell. Was es damit auf sich hat und warum das Land eine Vorbildfunktion für die Weltgemeinschaft einnehmen könnte, lest ihr jetzt auf change!
Willkommen im Reich des Donnerdrachen, oder Druk Yul, wie Bhutan in der Landessprache heißt. Hier erwarten dich heilige Berge, Yetis, Agenten des Glücks und der erste klimaneutrale Staat der Welt. Klingt nach Utopie? Fast! Change hat elf faszinierende Fakten über Bhutan gesammelt.
1. Ein Land aus unbezwingbaren Bergen
Bhutan besteht sozusagen komplett aus Bergen, durch die sich kleine Passstraßen schlängeln, auf denen man nur langsam vorankommt. Obwohl das Land sehr klein ist, braucht man für eine Strecke von nur 200 Kilometern Luftlinie deshalb mehrere Tage, um von einem Ende zum anderen zu gelangen. Die Gipfel des Landes dürfen übrigens nicht bestiegen werden. Die Einheimischen glauben, dass sich dort der Sitz ihrer Gött:innen befindet, die von uns Menschen nicht gestört werden sollten.
2. Der Takin: Das Nationaltier Bhutans
Stell dir ein Tier vor, das aussieht, als hätte man eine Ziege, ein Rind und einen Bären miteinander gekreuzt. So sehen die extrem seltenen Takine aus, die in Bhutan zum Nationaltier ernannt wurden. Die Tiere gehören zur Gattung der Budorcas, leben am liebsten in den Bergen und ernähren sich von Gräsern und Kräutern. Sie haben ein verspieltes, friedliches Wesen und stehen in Bhutan unter Naturschutz.
3. Yetis, Geister und Donnerdrachen: Bhutans Sagenwelt
Vielleicht liegt es daran, dass Bhutan sich lange Zeit außenpolitisch isoliert hat oder an der mystischen Bergwelt des Landes, das alte Sagen und Legenden hier noch so viel lebendiger scheinen als anderswo. Die Sage vom Donnerdrachen, dem Nationalsymbol Bhutans, spielt bis heute eine große Rolle. Sie beruht auf den gewaltigen Stürmen, die hier regelmäßig stattfinden und deren Geheul sich für die Menschen anhört, wie das eines Drachen.
Auch der Glaube an den Schneemenschen Yeti ist in Bhutan gerade unter den älteren Generationen noch weit verbreitet. Gut zu wissen: Wenn du zum ersten Mal in Bhutan unterwegs bist, könntest du dich über die vielen Phallussymbole wundern, die an zahlreichen Wänden vor Ort zu bewundern sind. Dabei handelt es sich jedoch nicht um unflätige Graffitis. In Bhutan symbolisieren die Phallusse Schutz vor dem Bösen, Glück – und natürlich Fruchtbarkeit.

4. Bhutans Tshechu Festivals
Neben den Mythen selbst sind auch die sogenannten Tshechu-Festivals ein wichtiger Teil der Kultur Bhutans. Sie finden regelmäßig in Klöstern und Burgen über das ganze Land verteilt statt und spielen in Bezug auf Gemeinschaft und Religion eine große Rolle. Die Darsteller:innen führen Tänze auf, bei denen sie Masken und Kostüme tragen, die verschiedene Charaktere aus der buddhistisch-bhutanischen Spiritualität symbolisieren.
5. Bruttonationalglück statt Bruttonationalprodukt
Bruttoinlandsprodukt? Nicht so wichtig. Im Königreich wird der Erfolg der Politik nicht am wirtschaftlichen Wachstum gemessen. Vielmehr steht die Zufriedenheit und das Glücksempfinden der Bevölkerung im Vordergrund. Messbar werden diese Werte durch das Bruttonationalglück. Um dies zu ermitteln, reisen von der Regierung entsandte „Agenten des Glücks” regelmäßig durch das Land und befragen die Menschen, wie glücklich sie sind. Dabei geht es auch darum, bestehende Probleme zu erkennen und gegen sie vorzugehen. Vielleicht eine gute Inspiration für andere Regierungen?
Allerdings scheinen noch nicht alle Menschen in Bhutan glücklich zu sein, denn gerade viele junge Menschen haben in den letzten Jahren das Land verlassen. Besonders Australien ist bei den Bhutaner:innen beliebt.
6. Das einzige klimaneutrale Land der Welt
Bhutan inspiriert jedoch nicht nur in puncto Glück: Es ist auch das einzige Land der Welt mit einer negativen CO2-Bilanz. Die Energie, die das Land verwendet, wird weitgehend klimaneutral aus Wasserkraft gewonnen – und zwar aus den vielen Flüssen des Landes. Dabei wird so viel Energie erzeugt, dass nicht nur Bhutan selbst mit Strom versorgt wird, sondern auch Indien damit beliefert werden kann. Hinzu kommen die großen Wälder Bhutans, die kaum abgeholzt werden und viel CO₂ speichern.
Doch damit nicht genug: Auch sonst wird bei der Energiegewinnung darauf geachtet, dass die Kraftwerke die Natur des Landes nicht zerstören. Denn der Naturschutz ist in der Verfassung des Landes festgeschrieben. Der Klimawandel macht Bhutan allerdings trotzdem zu schaffen, obwohl das Land selbst nicht dazu beiträgt. So werden im Hochgebirge Bhutans bereits heute Temperaturanstiege von über 2,1 Grad Celsius verzeichnet, was immer wieder zu Extremwetterereignissen, Gletscherschmelzen und Erdrutschen führt.
7. Urlaub in Bhutan: Kann teuer werden!
Wenn du einen Urlaub im „Reich des Donnerdrachen” planst, sollte deine Reisekasse gut gefüllt sein. Denn Tourist:innen müssen für jeden Tag, den sie in Bhutan verbringen, umgerechnet rund 200 Euro als „Gebühr für nachhaltige Entwicklung“ zahlen, wie die Regierung sagt. So will der Staat vermeiden, dass statt Tourist:innenströmen nur diejenigen ins Land kommen, die sich wirklich für Bhutan, seine Kultur und Traditionen interessieren.
8. Von der absoluten zur konstitutionellen Monarchie
Die vielen positiven Entwicklungen in Bhutan sind auch dem modernen Königshaus zu verdanken. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts führen die Könige das Land auf einen fortschrittlichen Weg. Sie schafften die Leibeigenschaft ab, öffneten das Land nach außen und gründeten eine Nationalversammlung. Im Jahr 2008 wurde die absolute Monarchie in eine in der Verfassung festgeschriebene konstitutionelle Monarchie umgewandelt.
9. Buddhismus als Staatsreligion
In Bhutan gilt der Buddhismus als Staatsreligion und ist eng mit der Kultur und den Traditionen des Landes verbunden. Etwa 74 Prozent der Bevölkerung sind buddhistisch. Hinzu kommen etwa 25 Prozent, die dem Hinduismus nachgehen und größtenteils nepalesische Wurzeln haben. Leider sind die Bhutaner:innen mit nepalesischen Wurzeln immer wieder Diskriminierungen ausgesetzt. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurden zudem rund 100.000 von ihnen aus Bhutan vertrieben und leben teils heute noch in Flüchtlingslagern in Nepal. Ein Prozent der Menschen in Bhutan ist außerdem christlichen Glaubens, obwohl die Bekehrung zu anderen Religionen verboten ist.
10. Das Kryptokönigreich Bhutan
Du denkst, moderner geht es für Bhutan nicht mehr? Doch, denn dank günstiger Wasserkraft betreibt das Land inzwischen großflächig Bitcoin-Mining und besitzt eine Krypto-Reserve von über 12.000 bis 13.000 BTC. Das entspricht etwa 40 Prozent seiner Wirtschaftsleistung. Damit gehört es zu den größten Bitcoin-Haltern weltweit. Und das durch nachhaltiges Schürfen mit sauberem Strom. In vielen Teilen des Landes kann man bereits mit Bitcoin zahlen, und auch die Gehälter der Beamt:innen werden bereits über die beliebte Kryptowährung ausgezahlt.
11. Nationalsport: Bäume pflanzen
Bäume zu pflanzen ist in Bhutan beliebt, denn Bäume sind für die Menschen im Land Symbole für ein langes Leben, Mitgefühl und Schönheit. 2015 schafften es die Bhutaner:innen sogar, einen Guinness-Weltrekord im Bäume pflanzen aufzustellen. Einem Team aus 100 Freiwilligen gelang es, in nur einer Stunde fast 50.000 Bäume zu pflanzen.
Mehr über wirtschaftliche Entwicklungen, sowie politische und gesellschaftliche Prozesse findest du auch im BTI Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung. Jetzt informieren!