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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Darum müssen wir der jüngeren Generation besser zuhören

Junger Mann angelehnt an einer Wand Mallivan – stock.adobe.com

Was sind deine größten Sorgen?

  • Mallivan – stock.adobe.com
  • 28. Oktober 2022

Krieg in der Ukraine, Coronapandemie, Klimawandel, Energiekrise: In den letzten Jahren folgt eine Krise auf die andere. Viele finden mittlerweile sogar gleichzeitig statt. Wie sehr schlägt das aufs Gemüt? Was kann zuversichtlich stimmen? change hat nachgeforscht, wie es jungen Menschen in Deutschland damit geht.

Die Generation Z – also die Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind – gilt gemeinhin als aufmüpfig und protestfreudig: Was Generationen vor ihr noch ohne viel Gegenrede hingenommen haben, wie beispielsweise den Klimawandel oder die 40-Stunden-Woche, prangert die Gen Z offen an. Die junge Generation ist mit dem Smartphone in der Hand aufgewachsen, hat die „Fridays for Future“-Bewegung ins Leben gerufen, wehrt sich gegen veraltete Geschlechterklischees und setzt sich dafür ein, dass mentale Gesundheit wichtiger genommen wird. Und erntet dafür von älteren Menschen immer wieder viel Kritik.
 


Die Politik muss hinhören

Dabei hat die Generation Z allen Grund zu protestieren und mit der aktuellen Situation in Deutschland und weltweit unzufrieden zu sein. Denn in den letzten Jahren stapelt sich eine Krise auf die andere. Gerade der jungen Generation wurde dabei von der Politik nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt.

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Sorgenvoller Blick in die Zukunft

In einer Umfrage unter Jugendlichen, die das Marktforschungsinstitut Ipsos im Auftrag des Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat, gaben viele der Befragten an, dass sie besorgt in die Zukunft blicken. Besonders der Russland-Ukraine-Krieg und der Klimawandel beschäftigen die befragten Jugendlichen: 49 Prozent von ihnen gaben an, dass sie sehr große Sorgen haben, dass der Krieg auch nach Deutschland kommen könnte, und 42 Prozent der Befragten machen sich hinsichtlich des Klimawandels sehr große Sorgen. Auf die Coronapandemie dagegen schauen aktuell nur 21 Prozent der befragten Jugendlichen sehr sorgenvoll.

Was kann Hoffnung geben?

Die junge Generation sorgt sich nicht zu Unrecht, denn sie wird die Versäumnisse von heute mit aller Wahrscheinlichkeit in der Zukunft ausbaden müssen. Aber wie kann die Gesellschaft den Jugendlichen von heute wieder mehr Hoffnung und das Gefühl geben, gehört zu werden?

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Mehr Möglichkeiten für politische Teilhabe schaffen

Die jüngere Generation braucht mehr Möglichkeiten zu gesellschaftlicher und politischer Teilhabe. Mehr Mitsprachrecht würde dazu führen, dass sich junge Menschen ernster genommen fühlen. Ein konkreter Schritt zu mehr Teilhabe wäre ein bundesweites Wahlrecht ab 16 Jahren. Das könnte Politiker:innen dazu bewegen, sich mehr mit den Sorgen von Jugendlichen auseinanderzusetzen, weil diese dann zu potenziellen Wähler:innen werden.
 


Junge Menschen achten mehr auf Nachhaltigkeit als ältere Generationen

Ob mit oder ohne Wahlrecht ab 16 Jahren: Junge Menschen und ihre politischen Forderungen müssen endlich ernst genommen werden. In einigen Bereichen sind sie den Älteren übrigens schon weit voraus. In Sachen Nachhaltigkeit beispielsweise sind junge Menschen ein leuchtendes Beispiel für den Rest der Gesellschaft. Eine repräsentative Befragung, die die Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit Kantar Public unter 16- bis 30-Jährigen durchführte, hat ergeben, dass 76 Prozent aller Befragten Wert darauf legen, sich nachhaltig zu verhalten. Weitere 76 Prozent achten darauf, im Alltag weniger Lebensmittel zu verschwenden und 59 Prozent sparen bewusst Energie, Wasser und Müll.

Die Anliegen der Jüngeren respektieren

Dass jetzt die Zeit gekommen ist, um nachhaltig zu leben, scheint die jüngere Generation längst begriffen zu haben. Das ist eine Botschaft, die in der Breite auch bei älteren Mitgliedern der Gesellschaft ankommen muss – besonders bei Politiker:innen. Denn nur wenn die Anliegen der jungen Generation endlich berücksichtigt und angegangen werden, werden sie wieder optimistischer in die Zukunft blicken.

Ukrainekrieg und Klimawandel machen den Jugendlichen von heute große Sorgen, aber sie wollen auch Verantwortung übernehmen. Das hat eine Umfrage des Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung ergeben. Auch Liz Mohn, Präsidentin des Liz Mohn Centers, macht sich deshalb dafür stark, dass die Sorgen und Wünsche der jungen Generation gehört werden.