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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Was machen Bürgermeister:innen? So vielfältig sind die Aufgaben

Ein Wegweiser mit der Aufschrift "Rathaus". Thomas Reimer – stock.adobe.com

Was machen Bürgermeister? Und wo sind die Bürgermeisterinnen?

  • Thomas Reimer – stock.adobe.com
  • 21. Januar 2022

Jedes noch so kleine Dorf, jede Kommune, jede Gemeinde und jede Stadt in Deutschland hat (mindestens) eine:n. Sie organisieren das Zusammenleben, sorgen für Fairness zwischen den Bürger:innen und stehen an der Spitze der Verwaltung eines Ortes: Bürgermeister:innen. change erklärt, warum sie echte Multitalente sein müssen und vor welchen Herausforderungen deutsche Rathäuser stehen.

Bürgermeister:innen beeinflussen unser Leben in vielen Bereichen. Sie tragen einen entscheidenden Teil dazu bei, dass das Zusammenleben in Städten, Kommunen und Dörfern gut läuft, sorgen für die Infrastruktur ihrer Gemeinden und für das Funktionieren der kommunalen Demokratie. Dabei vertrauen wir ihnen mehr als Politiker:innen auf Länder-, Bundes- oder EU-Ebene. Grund genug, sich den Beruf Bürgermeister:in genauer anzuschauen.

Ortsvorsteher:in oder Oberbürgermeister:in?

Wenn es um das Jobprofil von Bürgermeister:innen geht, darf man nicht vergessen, dass Bürgermeister:in nicht gleich Bürgermeister:in ist: Es macht einen großen Unterschied, ob man als ehrenamtliche:r Ortsvorsteher:in in einer kleinen Gemeinde mit 300 Einwohner:innen tätig ist oder ob man als hauptberufliche:r (Ober-)Bürgermeister:in Großstädten wie Hamburg, Berlin oder Köln vorsteht.

Bürgermeister:innen werden direkt gewählt

Je nach Gemeindegröße sind die Anforderungen an das Amt sehr unterschiedlich. Dennoch haben alle Bürgermeister:innen in Deutschland eine Gemeinsamkeit: Sie wurden über die Direktwahl unmittelbar vom Volk gewählt. Als Bürgermeister:in kandidieren kannst du in den meisten deutschen Städten und Gemeinden im Alter von 25 bis 65 Jahren. Die Ausnahme bildet Berlin: Dort kannst du auch schon mit 21 Jahren gewählt werden.
 


Bürgermeister:innen müssen Multitalente sein

Grundsätzlich haben Bürgermeister:innen in den meisten deutschen Städten und Gemeinden eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben und ganz sicher keinen Nine-to-five-Durchschnittsjob: Sie sitzen dem Stadtrat vor und sind die Hauptverantwortlichen für die Verwaltung. Außerdem sind sie mit der Umsetzung der Ratsbeschlüsse betraut. Sie repräsentieren ihre Stadt auch nach außen und nehmen an gesellschaftlichen Zusammenkünften und Festen teil. Bürgermeister:innen müssen also echte Multitalente sein, denen sowohl öffentliche Auftritte als auch Verwaltungsaufgaben und große Verantwortung keine Probleme bereiten.
 

Schätz mal: Wie hoch ist der Frauenanteil von Bürgermeister:innen weltweit?

Rumänien

0 Prozent
100 Prozent

Nicaragua

0 Prozent
100 Prozent

Deutschland

0 Prozent
100 Prozent

Kuba

0 Prozent
100 Prozent

Irland

0 Prozent
100 Prozent

Türkei

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100 Prozent

USA

0 Prozent
100 Prozent

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Frauen in die Rathäuser: 90 Prozent der Bürgermeister:innen sind männlich

Allerdings haben Rathäuser in Deutschland (und auch im restlichen europäischen Raum) ein Problem: Hierzulande sind rund 90 Prozent der Bürgermeister:innen männlich. Somit sind nur fast 10 Prozent der höchsten Ämter in deutschen Gemeinden von Frauen besetzt. Doch dagegen regt sich Widerstand: Das von der EU geförderte Projekt „Mayoress –  Promoting Women in Local Leadership” setzt sich für mehr Frauenbeteiligung in der Kommunalpolitik in Deutschland, Frankreich, Polen und Österreich ein. Die Gründe für den geringen Frauenanteil sind vielschichtig. Schuld ist unter anderem die Geschichte der parlamentarischen Demokratie selbst, die in ihren Anfängen unter Ausschluss von Frauen stattgefunden hat und davon bis heute geprägt ist. Ein weiterer Grund für weniger Frauen an der Spitze der Rathäuser ist nach wie vor die Schwierigkeit, Job und Familie unter einen Hut zu bringen.
 


Mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kommunalpolitik durch Quoten?

Ein Hebel, um auf kommunalpolitischer Ebene Ämter geschlechtergerecht zu verteilen, sind Quoten. Einige Parteien – SPD, Grüne und Linke etwa – stellen gleich viele Frauen und Männer als Kandidat:innen für das Bürgermeister:innenamt auf. Ein Beispiel für den Erfolg von Quotenregelungen in der Kommunalpolitik ist in Frankreich zu finden: Nachdem dort eine Geschlechterquote eingeführt wurde, stieg der Frauenanteil in den politischen Gremien der Gemeinden von 13 auf 50 Prozent.
 


Eine Frage der Repräsentation und Perspektiven

Eine geschlechtergerechte Verteilung und mehr Diversität sind gerade in der bürger:innennahen Kommunalpolitik wichtig, damit alle Perspektiven vertreten sind. Schließlich machen Frauen mehr als die Hälfte der deutschen Gesellschaft aus. Sollten sie dann nicht auch mit mehr als knapp unter 10 Prozent in den deutschen Rathäusern vertreten sein? In Schweden oder Finnland, wo kommunalpolitische Ämter größtenteils paritätisch besetzt werden, braucht es übrigens gerade in den „weiblich“ konnotierten Bereichen wie Familien-, Bildungs-, Sozial- und Kulturpolitik mittlerweile Männerquoten.

Kommunen sind die Basis einer funktionierenden Demokratie. Mit den Projekten „Kommunen der Zukunft“ und „Engagierte Stadt“ unterstützt die Bertelsmann Stiftung zivilgesellschaftliches Engagement auf Kommunalebene für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und Lebensqualität. Außerdem unterstützt die Bertelsmann Stiftung das „Netzwerk Junge Bürgermeister*innen“, das frischen Wind in die Kommunalpolitik bringt.