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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Soziokratie: Die neuen Arbeitsmodelle ohne Hierarchien

Zwei Personen schreiben auf einem Whiteboard mit dem Rücken zur Kamera. Sandra Seitamaa – unsplash.com/license

Soziokratie: So funktionieren die neuen Arbeitsmodelle ohne Hierarchien

  • Sandra Seitamaa – unsplash.com/license
  • 10. Juni 2020

New Work, agile Arbeit, Soziokratie, Holokratie: Ständig tauchen neue Begriffe und Arbeitsmodelle auf. Oft geht es dabei um hohe Flexibilität und Eigenverantwortung. Doch was können die neuen Modelle sonst noch? change erklärt, was hinter den Buzzwords der neuen Arbeitswelt steckt.

Ein Drittel der Führungskräfte in Deutschland fühlt sich belastet und verunsichert. Die Gründe sind vielfältig: Schlechte Führungsbedingungen, mangelnde Klarheit in der Unternehmensstrategie und viel Bürokratie lassen viele verzweifeln. Außerdem belasten sie die geringe Nähe zu den Mitarbeiter*innen oder sogar Zweifel an ihnen. Das kann für das ganze Unternehmen zum Problem werden. Denn ob ein Team oder eine Firma erfolgreich ist, hängt auch in großem Maße von der Führung und Unternehmensstruktur ab.

Agile Modelle verbreiten sich in der Arbeitswelt

Es gibt unzählige Führungs- und Arbeitsmodelle und Nuancen davon – und es entstehen ständig neue. Viele Unternehmen arbeiten immer mehr mit sogenannten agilen Methoden. Dabei werden idealerweise nicht nur ein paar Änderungen im Betriebsablauf vorgenommen, sondern Agilität betrifft oft die gesamte Unternehmenskultur. Nicht nur hier gilt: Neue Arbeitsmodelle und Zusammenarbeit bergen erst einmal viele Herausforderungen – aber auch Chancen.

Bei vielen neuen Arbeitsmodellen geht es um hohe Flexibilität, flache Hierarchien und große Eigenverantwortung. Das eint die Konzepte von agiler Arbeit, Lean Management, Soziokratie oder Holokratie (auch „Holakratie“ oder „Holacracy“). Wird Unternehmens„führung“ damit vielleicht sogar überflüssig?

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Soziokratie: Flache Hierarchien und hohe Selbstverantwortung

Soziokratie ist ein agiles Arbeitsmodell im Sinne der New Work. In einer Soziokratie möchte man weg von Hierarchien: Alle Beteiligten sind gleichgestellt, zusammen treffen sie Entscheidungen, wenn keine*r einen schwerwiegenden begründeten Einwand hat (Konsentprinzip). Es geht um Partizipation und Transparenz durch alle Entscheidungsebenen. Soziokratie besteht aus vier Basisprinzipien: der Konsent, die Kreisorganisation, die doppelte Verknüpfung und offene Wahlen. Aus der Soziokratie hat der US-Amerikaner Brian Robertson die sogenannte Holokratie weiterentwickelt – ein geschütztes System mit einem bestimmten Lernzyklus.
 


Eine soziokratische Organisationsstruktur soll Vertrauen schaffen, Arbeitsabläufe klarer gestalten sowie Verantwortungsbereiche neu definieren und dezentralisieren. Also mehr oder weniger das, was sich Führungskräfte laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung wünschen. Soziokratie soll Kreativität, Motivation und Identifikation steigern sowie die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter*innen befördern. Das wiederum – so die Theorie – soll sich positiv auf Kommunikation, Produktivität und Innovation auswirken.

Es gibt kein Patentrezept

Was heute als richtig gilt, ist schon morgen überholt. Führung, Unternehmensstruktur und Projektmanagement verändern sich rasend schnell. Zwar geht der Trend in Richtung selbstorganisierende Modelle und agile Methoden. Aber nicht für jedes Projekt und jede Branche sind diese Modelle die beste Wahl. Wer jedoch in der neuen Arbeitswelt mithalten will, sollte wissen, welche Entwicklungen gerade ihren Lauf nehmen.

Für das Projekt „Betriebliche Arbeitswelt in der Digitalisierung“ hat die Bertelsmann Stiftung einen Leitfaden für die rechtliche Umsetzung von New Work veröffentlicht. Darin geht es um die neuen Arbeitsbedingungen im Zuge der Corona-Krise.