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Pongal: Das Erntedankfest im Hinduismus

Ochsen und Büffeln werden zum Pongal-Fest traditionell die Hörner bemalt und mit Blumen geschmückt. Hippo_Lytos – pixabay.com

Deutschland feiert … Happy Pongal! Das hinduistische Erntedankfest

  • Hippo_Lytos – pixabay.com
  • 13. Januar 2023

Während es in Deutschland noch bitterkalt ist, wird von Indien bis Sri Lanka bereits die erste Ernte gefeiert. Vom 14. bis zum 17. Januar zelebrieren die Tamil:innen das traditionell viertägige Pongal-Fest. Aber was hat das hinduistische Erntedankfest mit Reisgerichten, bunten Ochsenhörnern und verbrannten Dingen zu tun? change nimmt dich mit!

„Fröhliches Überkochen“! Richtig gelesen - der Begriff „Pongal“ steht für „Überkochen“ und bezieht sich damit auf das gleichnamige Reisgericht, das während der Festtage zubereitet wird. Das Überkochen des Pongal-Gerichtes ist das Highlight der Zeremonie und steht symbolisch für den Wunsch nach mehr Reichtum im Folgejahr. Das Fest gehört zu den bedeutendsten im Hinduismus und wird vor allem in südostasiatischen Ländern wie Indien, Sri Lanka, Kambodscha, Nepal, Malaysia und Laos zelebriert, wo die Landwirtschaft einen hohen Stellenwert einnimmt. Im Mittelpunkt steht die Dankbarkeit - gegenüber den Naturgewalten, Nutztieren und Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind. Die vier Festtage stecken voller spannender Traditionen und Bräuche, die Appetit auf mehr machen.
 


Bhogi Pongal: Gebete an den Regengott Indra

Der 14. Januar markiert Anfang und Ende zugleich: Mit Beginn des Pongal-Festes endet der Monat Mārgaḻi im tamilischen Sonnenkalender. Der tamilische Kalender hat genauso wie der gregorianische zwölf Monate. Während das Jahr nach dem gregorianischen Kalender allerdings im Januar beginnt, dem tamilischen Monat Tai, feiern Tamil:innen das Neujahrsfest im Monat Chittirai, der im gregorianischen April liegt. Im Mittelpunkt des ersten Festtages, Bhogi Pongal genannt, stehen Gebete an den Regengott Indra: So soll das anstehende Jahr reichlich Regen für die Landwirtschaft bringen. Mit dem Bhogi Pongal verabschieden sich die Tamil:innen nicht nur von dem Monat Mārgaḻi, sondern auch von alten Gegenständen, die in einem Lagerfeuer verbrannt werden, um Platz für neue Besitztümer zu schaffen. Für einen gelungenen Neuanfang werden neue Kleider getragen und die Häuser herausgeputzt und dekoriert. Dabei immer im Vordergrund: bunte und schillernde Farben.

Pongal-Gericht für zu Hause (2 Portionen)

     

  1. 75 g Reis wird in 125 ml Milch und 100 g Rohrzucker 15 bis 20 Minuten geköchelt.
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  3. Wenn sich der Rohrzucker aufgelöst hat, 10 g Ghee dazugeben und die Herdplatte ausschalten.
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  5. Weitere 10 g Ghee in eine Pfanne geben und nach Belieben Kokosflocken, Cashewkerne und Rosinen anrösten.
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  7. Alles vermischen und mit Kardamom und Muskatnuss abschmecken.
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  9. Schmecken lassen!
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Gericht zu Pongal im Topf über einer Feuerstelle


Surya Pongal: Der wichtigste Festtag

Am Morgen des 16. Januar wachen die Tamil:innen mit dem verbrannten Geruch des Vortages in der Nase auf. Nun beginnt der wichtigste Tag des Pongal-Festes: Surya Pongal. Im tamilischen Sonnenkalender bricht an diesem Tag der neue Monat Tai an. Nachdem am Tag zuvor bereits für ausreichend Regen im kommenden Jahr gebetet wurde, wird an diesem Tag der namensgebende Sonnengott Surya verehrt. Der wichtigste Programmpunkt des Tages ist das Kochen des traditionellen Pongal-Gerichtes, denn was wäre ein Festtag ohne leckere Speisen? Gekocht wird dabei am liebsten auf einem großen Platz mit Blick zur Sonne. Der traditionelle Tontopf wird zentral über einer Feuerstelle platziert und festlich angerichtet. Wenn der Topf überkocht, dann befindet sich die Zeremonie am Höhepunkt - vor Freude wird getanzt und gesungen.

Mattu Pongal: Hoch lebe die Kuh!

Im Mittelpunkt des dritten Tages stehen Kühe, Ochsen und Rinder, getreu dem Motto: Hoch lebe die Kuh! Für Tamil:innen haben die Nutztiere eine besondere Bedeutung, da sie für die Landwirtschaft unverzichtbar sind: Sie ziehen die Karren mit der Ernte oder den Pflug beim Bestellen der Felder. Um die Tiere zu ehren, werden am dritten Tag des Festes die Hörner der Ochsen und Büffel mit bunten Farben verziert und mit Blumengirlanden geschmückt. Außerdem werden Lobeshymnen auf sie gesungen, und sie kommen in den Genuss eines besonderen Festmahls. Selbstverständlich haben die Nutztiere an Mattu Pongal einen Urlaubstag!
 

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Kaanum Pongal: Der letzte Tag des Festes

Jede Feierlichkeit geht irgendwann zu Ende, so auch das Pongal-Fest. Am 17. Januar bricht der letzte Festtag Kaanum Pongal an. Im Mittelpunkt steht an diesem Tag das Zusammentreffen mit Freund:innen und Familie. Die Werte der familiären und nachbarschaftlichen Bindung sowie Wertschätzung gegenüber Freund:innen, Nachbar:innen und Dorfbewohner:innen werden an Kaanum Pongal gelebt – mit vielfältigen Festspeisen von Reisgerichten bis hin zu Süßspeisen. Zum Ausklang des Festes wird noch einmal getanzt, festliche Kleidung getragen und gebetet.

In Deutschland und in ganz Europa leben Anhänger:innen verschiedener Religionsgemeinschaften und Konfessionslose zusammen. Sie pflegen unterschiedliche Traditionen und vertreten ein breites Spektrum an Weltanschauungen. Wie ist angesichts dieser Vielfalt ein friedliches und faires Miteinander möglich? Und welche Rolle spielen dabei die Religionen? Das untersucht der Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung.