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Metaverse: Nachfolger des Internets?

Mit VR-Brille und Snapback im Metaversum unterwegs. Martin Sanchez - unsplash.com/license

Metaverse: Das neue Internet?

  • Martin Sanchez - unsplash.com/license
  • 21. Juni 2024

Menschen, die sich mit Avataren durch endlose dreidimensionale Onlinewelten bewegen, kennen wir bisher nur aus Filmen. Doch es sieht so aus, als könnten diese Science-Fiction-Träume bald Realität werden. change hat recherchiert, was es mit den Plänen für das sogenannte Metaversum (englisch: Metaverse) auf sich hat.

Mit Hochdruck arbeiten Digitalkonzerne am Metaversum. Sie planen eine virtuelle 3D-Welt, die das Internet, wie wir es heute kennen, revolutionieren soll. Was steckt hinter diesem großen Begriff, und hat das Metaversum eine Zukunft?

Was ist das Metaversum?

Statt auf Smartphone- oder Computerbildschirme zu schauen, sollen Nutzer:innen im Metaversum in einen nahtlosen dreidimensionalen Raum eintauchen können, der in Echtzeit erlebbar ist. Matthew Ball, Tech-Investor und ehemaliger Amazon-Manager, veröffentlicht regelmäßig Blogbeiträge, in denen er konkrete Pläne für das Metaversum erläutert. Er beschreibt es als „ein Netzwerk aus ständigen, in Echtzeit laufenden dreidimensionalen Welten und Simulationen, in denen es Identität, Objekte, Geschichte, Zahlungsmöglichkeiten und Rechte gibt, die von einer unbegrenzten Anzahl von individuellen Usern genutzt werden können“. Ball argumentiert, dass das Metaverse eine natürliche Weiterentwicklung des Internets darstellt und dass technologische Fortschritte in Bereichen wie Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und räumlichem Computing die Realisierung des Metaverse vorantreiben.

Totgeglaubte leben länger

Metaverse – das klingt doch verdächtig nach Meta, dem vormaligen Facebook-Konzern.  Das Unternehmen von Mark Zuckerberg arbeitet tatsächlich an einer Version des Metaversums namens „Horizon Worlds“. Nachdem es eine Zeit lang ruhig um das Metaverse geworden war und künstliche Intelligenz (KI) bei Meta in den Vordergrund rückte, erlebt das Metaverse nun ein Comeback. Der erste Rückgang des KI-Hypes und insbesondere die Einführung von Apples Mixed-Reality-Headset „Vision Pro“ haben das Metaverse wieder ins Rampenlicht gerückt.

Schafft ein, zwei, viele Metaverse!

Meta ist jedoch nicht das einzige Unternehmen, das ein Metaverse entwickelt. Auch andere Tech-Giganten wie Microsoft, Google, Amazon (und wahrscheinlich auch Apple) sowie Gamingfirmen arbeiten an ihren jeweiligen Visionen des Metaversums. Wir werden also in Zukunft wohl eher in verschiedenen Metaverse-Galaxien unterwegs sein als in einem einzigen Metaversum. Aber was werden wir dort erleben können?
 


Das Leben in einer Simulation 

Weil das Metaversum noch nicht existiert, sind die folgenden Sätze nur Vermutungen: Das Metaversum könnte Apps durch eine integrierte Simulation ersetzen, in der Daten nahtlos ausgetauscht werden können. Es gäbe dann keine Accounts mehr, in die man sich ein- oder ausloggen kann. Jede:r Teilnehmer:in wäre über einen Avatar permanent mit dem Metaversum verbunden. Die Menschen könnten mehr und mehr in den digitalen Raum umziehen. Dort sollen wir unserer Arbeit nachgehen, unsere Freizeit verbringen – und natürlich konsumieren. Bezahlen kannst du dort mit einer Art Kryptowährung.

Warmes Sonnenlicht fällt durch die Scheibe eines Autos auf den Passagier. Wir sehen lediglich seine Hände, die ein Smartphone halten. Der Daumen ist zum Klick gehoben, auf dem Display ist eine Karte abgebildet.

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Das alles kannst du im Metaverse erleben

Mit einem Avatar das virtuelle Büro betreten und an Meetings teilnehmen, Diagnosen und Therapien in digitalen Sprechstunden erhalten und chirurgische Abläufe dank VR-Technologie nachvollziehen: All das könnte ein Metaversum ermöglichen. Bildung wird in einem Metaversum durch immersive Lernmethoden verbessert, wie virtuelle Exkursionen und interaktive Klassenräume, während Forschende global in Metaverse-Laboren zusammenarbeiten können. Immobilienkäufe und -bauten sind auf Plattformen wie „The Sandbox“​​​​​​​ möglich, und Events wie Konzerte oder Kunstausstellungen können bequem von zu Hause aus erlebt werden, als wärst du live dabei.


Facebook bereitet sich auf das Metaversum vor

Obwohl Meta Platforms im ersten Quartal 2024 hohe Gewinne erzielt hat, ist das Metaverse aktuell noch ein Verlustgeschäft. In der Sparte „Reality Labs“, die für das Metaverse zuständig ist, wurden Verluste von 3,85 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Meta bleibt jedoch optimistisch und plant weiterhin hohe Investitionen in das Metaverse. Mark Zuckerberg scheint fest daran zu glauben, dass das Metaversum kommen wird. Ob er hier tatsächlich den richtigen Riecher hat, wird sich zeigen.
 

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Künstliche Intelligenz als Katalysator für das Metaverse?

Wie schnell sich die digitale Welt entwickelt, haben uns Programme wie ChatGPT oder Midjourney gezeigt. KI hat es in kürzester Zeit in den Mainstream geschafft. Damit spielt sie eine entscheidende Rolle im Aufbau und Betrieb des Metaverse. KI ermöglicht realistische Interaktionen und verwaltet komplexe Daten, während das Metaverse als Plattform für das Training von KI-Modellen dient. Diese Kombination birgt Potenzial für die Entwicklung revolutionärer digitaler Assistenten und KI-gesteuerter Charaktere im Metaverse.

Brauchen wir ein Metaversum?

Erfunden wurde der Ausdruck „Metaversum“ übrigens Anfang der 1990er-Jahre vom Science-Fiction-Autor Neal Stephenson, der ihn in seinem Roman „Snow Crash“ verwendet. Dort muss der Protagonist in einer Cyberwelt Verbrecher:innen besiegen, um die Welt zu retten. Was Roman und Wirklichkeit verbindet, ist, dass momentan das Metaversum immer noch mehr Science-Fiction ist als Realität. Aber wer hätte vor 50 Jahren schon gedacht, dass im 21. Jahrhundert jeder Mensch einen kleinen Apparat in der Tasche tragen wird, der so ziemlich jede Frage, die uns einfällt, innerhalb von Sekunden beantworten kann? Doch auch wenn das Metaversum theoretisch möglich ist, bleibt die Frage: Wollen wir in einer Welt leben, die sich vollständig virtuell abspielt?

Die Zukunft des Metaverse ist ungewiss

Ob letztlich einige große Konzerne das Metaverse beherrschen, die bisher keine gute Einstellung zum Datenschutz und zu Rechten von User:innen hatten, oder ob es ein dezentraler Hafen wird, der der Demokratisierung des Internets mehr Schub verleiht, steht in den Sternen. Dass das Metaverse – oder wie auch immer die Zukunft es nennen wird – gekommen ist, um zu bleiben, steht hingegen schon fest.

Wie werden wir im Jahr 2050 arbeiten? Diese und andere Fragen stellen sich Forscher:innen der Bertelsmann Stiftung und zeigen mögliche Zukunftsbilder. Auch die Frage nach ethischen Prinzipen steht im Raum. Das Projekt „reframe[Tech] – Algorithmen fürs Gemeinwohl“ setzt sich dafür ein, dass sich die Entwicklung und der Einsatz von Algorithmen und künstlicher Intelligenz stärker am Gemeinwohl ausrichten.