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Desinformation erkennen und entlarven: So geht’s

Eine Gruppe junger Menschen schaut auf Handys
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Xavier Lorenzo - stock.adobe.com

Gib Desinformation keine Chance mit diesen Tipps

  • Xavier Lorenzo - stock.adobe.com
  • 16. Mai 2025

Aus dem Zusammenhang gerissene Infos, Deepfakes, Falschaussagen und mehr: Desinformation breitet sich immer weiter aus, hat viele Gesichter und ist oft nicht leicht zu erkennen. Grund genug, genau hinzuschauen – change zeigt dir, wie du seriöse Nachrichten von Desinformation unterscheiden kannst.

Anfang Januar 2025 wandte sich Meta-Chef Mark Zuckerberg mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit. Zuckerberg teilte darin mit, dass der Meta-Konzern auf seinen Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp die Kooperation mit externen Faktenchecker:innen in den USA einstellen werde. Stattdessen wolle man zukünftig über sogenannte Community Notes den User:innen selbst die Möglichkeit geben, Inhalte zu melden, hinter denen sie Falschinformationen vermuten.

Expert:innen kritisierten diese Entscheidung des Meta-Konzerns scharf: Sie sehen darin einen Freifahrtschein für Desinformation aller Art. Auch wenn Meta bisher keine derartigen Änderungen für Deutschland oder die Europäische Union (EU) vorgenommen hat und wir hier weiterhin durch das Gesetz über digitale Dienste geschützt sind, heißt das auch für uns: Wir sollten so aufmerksam wie möglich mit Inhalten aus dem Internet umgehen. Deshalb haben wir für dich einige Tipps zusammengestellt, wie du Desinformation erkennen kannst.
 

Welche Arten von Desinformation gibt es?

• Dekontextualisierung: Wahre Aussagen, Zitate, Bilder oder Videos werden aus dem Zusammenhang gerissen und in einen anderen Kontext gestellt. Die Absicht dahinter: Menschen sollen gezielt getäuscht werden.

• Deepfakes: Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) ist es mittlerweile möglich, so gut wie jede:n per Video alles sagen zu lassen. Von einer seriös wirkenden Interviewsituation bis hin zu pornografischen Aufnahmen kann alles gefälscht werden.

• Unseriöser Journalismus: Unter dem Deckmantel des vermeintlichen Qualitätsjournalismus gibt es im Internet immer mehr Nachrichtenportale, die Desinformation verbreiten. Auch hier ist Vorsicht wichtig und ein Faktencheck oft sinnvoll.

• Chatbots: Die meisten KI-Chatbots können bei der Recherche nicht zwischen wahren und falschen Meldungen unterscheiden und werden teilweise sogar gezielt mit Desinformation gefüttert. Wer sie für Suchanfragen nutzt, sollte auch hier Infos hinterfragen.

• Hacking: Immer wieder werden Websites und Social-Media-Accounts gehackt, um Falschmeldungen zu verbreiten. Deshalb gilt: Wachsam bleiben!


1. Genau hinschauen und kritisch bleiben

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du es mit wahren Inhalten oder mit Desinformation zu tun hast, lohnt es sich zunächst, genau hinzuschauen. Dabei kannst du dir die folgenden Fragen stellen: Wie wird kommuniziert? Sind die Inhalte stark emotionalisiert oder richten sie sich gezielt gegen bestimmte Gruppen oder Einzelpersonen? Gibt es Auffälligkeiten, zum Beispiel in der Ton- und Bildqualität?
 


2. Wer steckt hinter dem Content?

In einem zweiten Schritt kannst du dich fragen, wer hinter den gezeigten Inhalten steckt. Seriöse Nachrichtenportale müssen journalistische Standards einhalten und Meldungen vor der Veröffentlichung prüfen. Für Influencer:innen und Co., die in den sozialen Medien oder auf YouTube aktiv sind, gelten diese Standards nicht. Stelle dir daher folgende Fragen: Wird hier von einem seriösen journalistischen Medium berichtet? Oder hast du einen Social-Media-Post oder ein Video vor dir, dessen Absender:in dir nicht bekannt ist? Wenn ja: Kannst du mehr über die oder den Absender:in und die Absichten dahinter herausfinden?
 

 

3. Desinformation? Quellen checken!

Auch ein Quellencheck oder eine Google-Rückwärtssuche kann dir helfen herauszufinden, ob es sich bei Online-Inhalten um gesicherte Fakten oder um Desinformation handelt. So kannst du zum Beispiel überprüfen, ob andere Quellen ebenfalls etwas zum Thema veröffentlicht haben und wenn ja, wer dahintersteckt. Gerade in Zeiten von KI ist die Rückwärtssuche von Bildern, Videos oder anderen Inhalten ein praktisches Tool, um nicht auf Desinformation hereinzufallen.
 

Fake News oder Desinformation?

Der Begriff „Fake News“ wird oft mit „Desinformation“ gleichgesetzt, um Falschmeldungen zu beschreiben. Allerdings wird „Fake News“ als Begriff zunehmend auch für Angriffe auf Qualitätsmedien und politische Gegenstimmen verwendet. In Wissenschaft, Forschung und Politik verwendet man daher mittlerweile überwiegend den Begriff „Desinformation“.


4. Ein Faktencheck gibt Aufschluss

Wenn du dir nicht sicher bist, ob es sich bei einem Inhalt um Wahrheit oder Desinformation handelt, kann dir ein professioneller Faktencheck weiterhelfen. Dafür kannst du dich zum Beispiel an Redaktionen wenden, die sich auf Faktenchecks spezialisiert haben. Solche Faktenchecks bieten unter anderem die Teams von CORRECTIV oder die Deutsche Presse-Agentur (dpa) an.
 

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Meinungsfreiheit versus Manipulation

Nicht hinter jedem Posting, das nicht der eigenen Meinung entspricht, steckt Desinformation. Viele verschiedene Perspektiven sind wichtig und tragen zu einer lebendigen Demokratie bei – dafür gibt es in Deutschland die Meinungsfreiheit. Jede:r sollte in der Lage sein, auch Meinungen und Lebensentwürfe auszuhalten, die nicht den eigenen entsprechen.

Umso wichtiger ist es, Desinformation zu erkennen und sich nicht von ihr beeinflussen zu lassen. Das „Forum gegen Fakes“ der Bertelsmann Stiftung hat gemeinsam mit über 400.000 Menschen nach Lösungen gesucht, wie wir besser mit Desinformation umgehen können. Im Mittelpunkt: ein Bürgerrat mit 120 zufällig ausgewählten Personen aus ganz Deutschland – plus eine große Online-Beteiligung. Das Ergebnis? Konkrete Ideen und starke Empfehlungen, wie wir als Gesellschaft Desinformation die Stirn bieten können – transparent, gemeinsam und demokratisch.

Noch mehr Infos zum Thema Desinformation findest du im Trust Project der Bertelsmann Foundation (North America) und im Forum gegen Fakes der Bertelsmann Stiftung. Jetzt mehr erfahren und Desinformation entlarven!