Vertraust du mir? Wie Firas Alshater Flüchtlinge und Deutsche zusammenbringt
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Jannik Strothmann
- Februar 2018
Suzanna Alkotaish stammt aus Syrien und floh 2015 vor dem Krieg nach Deutschland. Die ausgebildete Journalistin bloggt für uns über die Flucht und ihr neues Leben in Deutschland. Diesmal schreibt sie über einen syrischen Filmemacher, der sich humorvoll für die Integration stark macht.
„Man kann Hass nicht mit Hass bekämpfen. Ich habe genug Hass gesehen, mit Lachen und Humor erreicht man viel mehr.“ Dieser Satz stammt von einem Mann, der es wissen muss.
Firas Alshater ist Filmemacher, Autor, YouTuber – und Flüchtling aus Syrien. Er kam 2012 mit einem Geschäftsvisum für den Film „Inside Syria“ nach Deutschland. Diesen Film sollte ursprünglich Tamer Awam (renommierter syrischer Filmemacher) produzieren, der leider während der syrischen Revolution gegen das Regime zu Tode kam.
Alshater hatte Schauspiel in Damaskus studiert. Er träumte immer davon, ein Teil des deutschen Kinos zu werden. Seit Mai 2013 lebt Alshater nun in Berlin, im selben Jahr erhielt er Asyl in Deutschland. Bekannt wurde er, nachdem er ein Video mit dem Titel „Wer sind diese Deutschen?“ veröffentlicht hatte, das rund eine Million Mal auf YouTube geklickt wurde.
In dem Video steht Alshater mit verbunden Augen und einem Schild, das ihn als Flüchtling betitelt, in der Mitte des Alexanderplatzes in Berlin. Auf dem Schild steht ebenfalls: „Ich vertraue Dir, vertraust Du mir? Umarme mich!“ Die Botschaft dieses Films ist, dass die deutsche Bevölkerung Zeit braucht, um das Flüchtlingsphänomen mit all seinen Konsequenzen zu begreifen, und dann Integration irgendwann gelingt.
Der Erfolg von Alshaters Video veranlasste ihn, eine Reihe weiterer Videos zu drehen, mit denen er die Schranke der Angst zwischen Deutschen und Flüchtlingen durchbrechen will. Er will das falsche klischeehafte Bild der Flüchtlinge, das viele Deutsche haben, verändern – und damit auch die Integration unterstützen.
Flüchtlingen eine Stimme geben
Im Januar 2017 hat Alshater zusammen mit seinem deutschen Partner Jan Heilig den YouTube-Kanal „Zukar“ gegründet: „Zukar“ war am Anfang als Test gedacht. Sie wollten sehen, wie es bei der Online-Community angenommen wird, wenn sie Flüchtlingen eine eigene Stimme geben. Schon nach ein paar Tagen hatte sich die Anzahl der Zuschauer vervielfacht.
So wurde „Zukar“ eine gemeinnützige Initiative, eine Botschaft von den syrischen Flüchtlingen an die deutsche Gesellschaft. Sie wählen den Namen „Zukar“, weil es dasselbe im Deutschen, Arabischen und im Englischen bedeutet.
Alshater filmt seine Videos im Comedy-Stil, mit seinem eigenen Sinn für Humor.
„Heutzutage gibt es so viel Hass im Internet und die Menschen brauchen etwas, was sie glücklich macht.“
Firas Alshater im Interview mit der Financial Times
Sein erstes Buch „Ich komm auf Deutschland zu“ veröffentlichte er im Herbst 2016 im Ullstein Verlag. Darin spricht Alshater über seine Ankunft in Deutschland und vergleicht sein Heimatland Syrien mit seiner neuen Heimat Deutschland.
Zurzeit bereist Alshater viele Städte in Deutschland, um aus seinem Buch vorzulesen. Ich habe ihn in der Bibliothek in Dortmund getroffen. Es war ein schöner Abend mit einer interaktiven Lesung. Mit Witz und Spaß hat Alshater seine Mischung zwischen Videos und gelesenen Passagen aus seinem Buch präsentiert und auch Fragen beantwortet. Er hat viel positive Energie.
„Es war nicht mein Traumjob, ein Flüchtling in Deutschland zu sein. Ich habe mir das nicht ausgesucht.“
Firas Alshater
Mittlerweile studiert Alshater Regie und Film an der Filmuniversität Babelsberg in Potsdam. Der Channel „Zukar“, das Buch „Ich komm auf Deutschland zu“ und viele andere Projekte zeigen Alshater als eine motivierte Person, die trotz aller Schwierigkeiten in Syrien und Deutschland glänzende Zukunftsaussichten hat. Er lächelt immer und verbreitet Glück, wohin er auch geht.
Mehr von Suzanna? Hier schrieb sie über den Tag, an dem sie beschloss, ihre Heimat zu verlassen. Zum YouTube-Kanal von Firas Alshater geht es hier.