
Deutschland vs. USA: Wo lebt es sich besser?
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- 9. Mai 2025
Die USA gelten als Land der unbegrenzten Möglichkeiten – aber stimmt das wirklich? Wie unterscheidet sich Deutschland in Sachen Lebensqualität von den Vereinigten Staaten von Amerika und welche Gemeinsamkeiten gibt es? change ist diesen Fragen nachgegangen.
„From rags to riches“ – vom Tellerwäscher zum Millionär – so stellen wir uns den „American Dream“ und das Amerika unserer Träume vor. Seit Jahrhunderten lockt dieser Traum unzählige Menschen in das Land der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten. Aber was ist heute noch dran an dem Mythos, und wie verhält sich die USA im Vergleich zu Deutschland? change hat einen Blick auf einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Ländern geworfen.
1. Welcher Höflichkeitstyp bist du?
Ein kleiner Small Talk unter Fremden an der Supermarktkasse oder das Kompliment auf der Rolltreppe: In Sachen Freundlichkeit macht den Amerikaner:innen beim ersten Kennenlernen niemand etwas vor. Ganz anders in Deutschland. Wer hier jemanden an der Kasse im Supermarkt grundlos anquatscht, gilt eher als Weirdo. Dieses unterschiedliche Verhalten begründen Forscher:innen mit der Höflichkeitstheorie. Demnach gibt es in manchen Kulturen eine negative und in anderen eine positive Höflichkeit. Bei der negativen Höflichkeit geht es darum, nett zu sein, aber andere nicht zu stören – wie es in Deutschland üblich ist. Bei der positiven Höflichkeit, die eher in den USA verbreitet ist, wollen die Menschen Beziehungen aufbauen und gehen daher oft viel offener miteinander um.
2. Lieblingsspeise? Je deftiger, desto besser!
Weder Deutschland noch die USA sind für ihre leichte und gesunde Küche bekannt: Was für die einen Currywurst oder Bratwurst ist, sind für die anderen Burger oder Chickenwings.
Dass der Geschmack ähnlich ist, zeigt sich auch daran, dass beide Länder Fans der Küche des jeweils anderen Landes sind. In Deutschland liebt man Burger, viele US-Amerikaner:innen trinken sehr gerne deutsches Bier – was sich auch an den zahllosen Oktoberfesten zeigt, die quer über den gesamten nordamerikanischen Kontinent stattfinden. Aber es gibt auch Unterschiede: In den USA sind die Lebensmittel deutlich stärker verarbeitet als in Deutschland. Dort sind viele Zusatzstoffe erlaubt, die in der Europäischen Union als gesundheitsschädlich gekennzeichnet und verboten sind.
3. Arbeitsrecht, Mutterschutz und Co.: Nicht in den USA
Anders als in Deutschland gibt es in den USA kein umfassendes Arbeitsrecht. Das führt beispielsweise dazu, dass Arbeitgeber:innen ihre Mitarbeitenden fristlos und ohne Angabe von Gründen entlassen können. Einen Urlaubsanspruch wie in Deutschland gibt es ebenfalls nicht. Urlaubstage müssen von den Arbeitnehmer:innen selbst verhandelt werden, Gleiches gilt für Feiertage, an denen teilweise weitergearbeitet wird. Mutterschutz und Elternzeit gibt es in den USA nicht in der Form wie in Deutschland – beides hängt stark vom Bundesstaat und den individuellen Arbeitgeber:innen ab. Statistiken zeigen, dass jede vierte Frau in den USA bereits zehn Tage nach der Geburt ihres Kindes wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt.

4. Das Land der natürlichen Superlative
In Deutschland gibt es, was die Natur betrifft, einige Highlights, aber mit dem, was die USA zu bieten hat, können wir nur schwer mithalten. In Nordamerika kommen fast alle Klimazonen und Landschaftsformen vor, die die Erde zu bieten hat. Wüsten, gigantische Gebirgsketten, endlose Wälder und Sümpfe wechseln sich in den USA ab. Darunter auch die Grand Prismatic Spring, die größte Thermalquelle der USA und die drittgrößte der Welt. Die Grand Prismatic Spring liegt im US-amerikanischen Bundesstaat Wyoming, hat eine Temperatur von 70 Grad Celsius und leuchtet in strahlenden Farben von tiefblau in der Mitte bis zu einem kräftigen Orange an den Ufern. Die Färbung wird von Mikroorganismen verursacht, die am Randbereich der Quelle leben und sich ihrer Wassertemperatur anpassen.
5. Darum ist die Obdachlosigkeit in beiden Ländern hoch
Die Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist sowohl in Deutschland als auch in den USA hoch, obwohl beide Länder zu den wohlhabendsten Nationen der Welt gehören. Nach dem Wohnungslosenbericht der Bundesregierung waren im Jahr 2024 in Deutschland insgesamt 531.600 Menschen wohnungslos. Ein Großteil von ihnen lebte im System der Wohnungsnotfallhilfe oder kam bei Freund:innen oder Familienmitgliedern unter. Rund 47.300 Menschen lebten auf der Straße, waren also obdachlos. Anfang 2024 waren in den USA 771.480 Menschen wohnungslos – die Wohnungslosigkeit ist damit im Vergleich zum Vorjahr um ganze 18 Prozent gestiegen.
Die Gründe für den starken Anstieg der Wohnungs- und Obdachlosigkeit sind in beiden Ländern ähnlich: Sowohl in Deutschland als auch in den USA sind Mietpreise und Inflation in den letzten Jahren stark gestiegen. Viele Menschen können ihre Mieten nicht mehr bezahlen oder werden gekündigt. In den USA sehen Expert:innen zudem systematischen Rassismus als einen weiteren Grund für Wohnungslosigkeit. Dazu kommen auch individuelle Gründe wie persönliche Krisen, Trennungen oder Suchterkrankungen.
6. Unterhaltungsindustrie und Popkultur: Die USA setzen Trends
Aus keinem anderen Land der Welt kommen so viele popkulturelle Trends wie aus den Vereinigten Staaten. Ob Musik, Film, Serie oder Literatur – die Weltstars der Unterhaltungs- und Kulturszene werden hier geboren oder lassen sich zumindest früher oder später in New York oder Los Angeles nieder. Deutschland kann da bei Weitem nicht mithalten. Zwar gibt es auch bei uns eine lebendige Kulturszene, aber so prägend zu sein wie Hollywoodfilme, Serien oder Popmusik aus den USA, davon können deutsche Stars meist nur träumen.
7. Krankenversicherung: (nicht) auf den Arztkosten sitzen bleiben
In Deutschland besteht eine allgemeine Krankenversicherungspflicht. Das bedeutet, dass jede:r, die oder der in Deutschland gemeldet ist, entweder gesetzlich oder privat krankenversichert sein muss. So wird sichergestellt, dass niemand im Krankheitsfall auf den Arztkosten sitzen bleibt oder wichtige Gesundheitsleistungen nicht bezahlen kann. Anders in den USA. Dort gibt es keine Krankenversicherungspflicht. Das Gesundheitssystem unterliegt dort eher wirtschaftlichen Interessen, und es gibt wenig staatliche Einmischung.
Es gibt zwar ein paar staatliche Krankenversicherungen, doch die stehen der Mehrzahl der US-Bürger:innen nicht zur Verfügung. Die meisten US-Amerikaner:innen sind privat über ihre Arbeitgeber:innen versichert, allerdings besteht hier das Risiko, dass die Versicherungen nicht die gesamte Bandbreite der eventuell notwendigen medizinischen Versorgung abdecken. Um Geld zu sparen, entscheiden sich viele US-Amerikaner:innen auch gegen eine Krankenversicherung. Im Jahr 2023 waren etwa 25 Millionen Bürger:innen in den Vereinigten Staaten nicht krankenversichert. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass Arztbesuche hinausgezögert und Krankheiten oft erst sehr spät erkannt werden.
Wo würdest du lieber leben?
Du siehst: Die USA und Deutschland haben einiges gemeinsam, aber es gibt auch große Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Wo würdest du am liebsten leben? Und ist der amerikanische Traum aus deiner Sicht noch Realität oder längst ausgeträumt?
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