Städtetrip nach Belgien: Warum Mechelen auf jede Bucketlist gehört
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Layla Aerts, Toerisme Mechelen / Wikimedia Commons - CC BY 3.0
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Mechelen
- 10. August 2018
Mechelen in Belgien – nie gehört? Die kleine Stadt in der Mitte Flanderns macht immer mehr von sich reden. Als eine der „Top 10 Micro European Cities of the Future“ hat Mechelen einiges zu bieten. Wir haben sechs gute Gründe gesammelt, warum die Stadt an der Dijle unbedingt einen Besuch wert ist.
1. Der beste Bürgermeister der Welt
2001 passierte in Mechelen ein politischer Unfall. Der junge Liberale Bart Somers wurde zum Bürgermeister gewählt – auch für ihn eine Überraschung. Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal, wo das Stadtoberhaupt sein Büro hat. Bis zu Somers’ Wahl hatte Mechelen noch nie eine*n liberale*n Bürgermeister*in, die Stadt galt als die dreckigste und kriminellste in ganz Belgien. Niemand wollte hier wohnen. Heute sieht das anders aus: 90.000 Menschen aus 138 Nationen sind in einer der lebenswertesten Städte des Landes zu Hause. Mit einer Mischung aus Multikulti und Law and Order schaffte es Somers, Mechelen aus dem Dreck zu ziehen – und ein Integrationsmodell zu schaffen, das einzigartig in Europa ist. Dafür wurde ihm 2017 der Titel „World Mayor“ verliehen.
2. Bewegende Schicksale
Das SS-Sammellager in der Dossin-Kaserne in Mechelen ist ein bedrückender und eindrucksvoller Ort. Von hier deportierten die Nazis zwischen 1942 und 1944 über 25.000 Juden und Hunderte Roma nach Auschwitz. Viele von ihnen erhielten erst gar keine Häftlingsnummer, sie wurden sofort vergast. Eines der bekanntesten Opfer der Deportationen aus Mechelen ist der Maler Felix Nussbaum, der mit einem der letzten Transporte nach Auschwitz gebracht wurde. Dort starb er noch vor der Befreiung des KZ durch die Rote Armee. In der Kaserne Dossin, die heute Gedenkstätte, Museum und Dokumentationszentrum ist, erinnern Fotos, Soundinstallationen und Zeitzeugenberichte an die Opfer der Schoah.
3. Faszinierende Geschichte
Mechelen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Schon zur Römerzeit gab es die Siedlung, aus der später die Stadt Mechelen hervorgehen sollte, die im 16. Jahrhundert sogar eine Zeit lang Hauptstadt der Niederlande war. Zuvor war Mechelen durch den Handel mit Stoffen eine der reichsten Städte der Region geworden. Viele wichtige Institutionen waren unter der Herrschaft der Burgunder-Herzogtümer hier angesiedelt. Mit dem Aufstieg Brüssels als Metropole verlor die Stadt aber wieder an Bedeutung. Erst als die industrielle Revolution anbrach und Mechelen sich in der Mitte des belgischen Eisenbahnnetzes wiederfand, ging es wieder bergauf. Die gute Lage der Stadt kommt ihr noch heute zugute, denn Mechelen ist die …
4. Zentralste Stadt in Flandern
Nämlich genau in der Mitte zwischen Brüssel und Antwerpen. Aus beiden Städten braucht man nur 20 Minuten mit dem Zug nach Mechelen. Und wer einmal angekommen die Orientierung verliert und sein Datenvolumen aufgebraucht hat: Keine Sorge, in der ganzen Innenstadt gibt es kostenloses Wi-Fi.
5. Bestes Flandern-Panorama
Endlich mal eine sinnvolle Verwendung der Panoramafunktion der Handykamera: Das Wahrzeichen von Mechelen, der St.-Rombouts-Turm, ist der perfekte Instagram-Ort. Fast 100 Meter hoch ist der Turm – und er wäre noch höher, wenn nicht Geldmangel und andere Tücken der Geschichte seine Vollendung verhindert hätten. Vom „Skywalk“, der gläsernen Plattform ganz oben, hat man die beste Aussicht: Von dort sieht man bei klarem Himmel sogar das Atomium in Brüssel.
Fun Fact
Mechelener*innen waren und sind berüchtigt für ihre Unpünktlichkeit. Deswegen waren am St.-Rombouts-Turm an jeder Seite gigantische Ziffernblätter angebracht, die größer waren als die des Big Ben. Die gibt es zwar heute nicht mehr, aber immer noch ermahnt alle siebeneinhalb Minuten ein Glockenton die Bürger*innen zur Pünktlichkeit.
6. Das beste Bier
Belgien und Bier gehören einfach zusammen. Und in Mechelen wird ein ganz besonderes Bier gebraut, denn hier ist die älteste Brauerei Belgiens zu Hause. Seit 1471 produziert man bei „Het Anker“ Bier, später auch Whiskey. Weltweit bekannt ist das „Gouden Carolus“-Bier, das international schon über 20 Preise gewonnen hat. Wie so oft in Mechelen sind Tradition und Innovation nah beieinander, denn neben den alteingesessenen Brauhäusern gibt es auch viele Craftbeer-Start-ups.
Auch die Jury des Reinhard Mohn Preises 2018 hat die Stadt im Blick und Mechelen als ein herausragendes Beispiel für Zusammenleben in kultureller Vielfalt ausgewählt. Mit dem Reinhard Mohn Preis zeichnet die Bertelsmann Stiftung besonderes Engagement für eine freie und vor allem tolerante Gesellschaft aus.