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Fünf gute Gründe, Erzieher:in zu werden

Eine Gruppe Kinder lehnt und steht an einem Tisch und beobachtet eine Person die etwas schreibt.
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Jacob Lund - stock.adobe.com

Fünf gute Gründe, Erzieher:in zu werden

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Die Berufswahl stellt junge Menschen vor eine große Entscheidung. Dabei beschäftigt viele von ihnen die Sinnfrage. Wer etwas bewegen will, für den ist Kinderpädagogik vielleicht die richtige Wahl, denn für Erzieher:inen stehen die Chancen aktuell besonders gut.

Berufseinsteiger:innen suchen häufig nach Berufen, die sinnstiftend und gesellschaftlich nützlich sind. Die Generationen Y und Z sehnen sich stärker danach als die Generationen zuvor. Der Erzieherberuf kann mit genau diesen Werten punkten. Den Kitas fehlt es trotzdem an begeisterten Bewerber:innen, hier wird händeringend nach Personal gesucht. Change hat fünf gute Gründe gesammelt, die dafür sprechen, sich hauptberuflich für den Nachwuchs starkzumachen.

1. Der Alltag wird zum Abenteuer

Kein Tag in der Kita ist wie der andere. Kinder sehen die Welt mit anderen Augen, entdecken, stellen Fragen und gestalten sie mit. Wer mit ihnen arbeitet, erlebt täglich Neues – vom ersten selbst gebastelten Kunstwerk bis hin zum Stolz über gelöste Konflikte.

Erzieher:innen fördern nicht nur spielerisch Kreativität, Sprache und soziales Verhalten, sondern haben täglich die Möglichkeit, die Welt aus einer neuen Perspektive zu sehen. Dieser Beruf erfordert Herz, Kopf und Humor und schenkt dafür Sinn im Arbeitsalltag. Langweilig wird es sicher auch nie.

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2. Ein Job mit Zukunft und Bedeutung

Während in vielen Branchen Unsicherheit herrscht, wächst der Bedarf in der frühkindlichen Bildung stetig. Bis 2030 fehlen mehr als 100.000 Fachkräfte für die Ganztagesbetreuung von Grundschulkindern. Doch es geht um mehr als Personalzahlen: Frühe Bildung entscheidet über tatsächliche Chancengleichheit, sprachliche Entwicklung und soziale Teilhabe. Studien zeigen, dass gut ausgebildete Fachkräfte entscheidend für die Qualität pädagogischer Arbeit sind. Das bestätigt auch Marko V. (45), Erzieher aus Leipzig. Er sagt: „Kinder und Jugendliche brauchen sozialen Umgang, jenseits von Reels, Shorts und kurzweilig editierten Trickfilmserien.“ Aber auch zwischenmenschliche Kompetenzen und Wertschätzung lernen Kinder im Umgang mit ihren Erzieher:innen. Franzi S. (30), Erzieherin aus Mühlhausen, sagt: „Man kann sie nicht alle ‚retten‘, aber man kann ihnen Dinge mitgeben und ihnen klar machen, dass sie etwas wert sind.“

 

Franzi S. (30) arbeitet seit acht Jahren als Erzieherin in einer teilgeschützten Kinder- und Jugendpsychiatrie in Mühlhausen. Auf zwei Stationen betreut sie 19 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren.

An ihrem Beruf schätzt sie besonders die Sinnhaftigkeit und Vielfalt: „Ich wollte einen Job, der wirklich etwas bewirkt“, sagt sie. Franzi begleitet Kinder, die schwierige Erfahrungen gemacht haben, und hilft ihnen, neue Perspektiven zu entwickeln. Für sie sind die schönsten Momente im Alltag das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen sowie die kleinen Fortschritte, die zeigen: Ihre Arbeit macht einen Unterschied.


3. Die Möglichkeiten sind vielfältig

Der Erzieherberuf bietet weitaus mehr Perspektiven, als viele zunächst vermuten. Ob in der klassischen Kita, in integrativen Einrichtungen oder in der offenen Jugendarbeit. Pädagogische Fachkräfte können in den unterschiedlichsten Bereichen tätig sein. Mit wachsender Erfahrung und passenden Zusatzqualifikationen gibt es viele weitere Möglichkeiten, beispielsweise in der Jugendhilfe, in Familienzentren oder in Bildungseinrichtungen. Auch Leitungs- und Fachberater:innen-Positionen stehen engagierten Erzieher:innen offen. So bleibt der Beruf nicht nur abwechslungsreich, sondern bietet auch echte Entwicklungschancen.

Marko V. (45) arbeitet in der privaten Kita „Die kleine Gesellschaft“ in Leipzig. Nach zwölf Jahren als Content Manager in der digitalen Medienwelt entschied er sich für einen beruflichen Neuanfang und fand seine Erfüllung in der Arbeit mit Kindern. Seit viereinhalb Jahren ist er Erzieher, davon dreieinhalb Jahre als dualer Student im Studiengang Sozialpädagogik.

Den Ausschlag gab die Kita-Erfahrung seines Sohnes. Heute schätzt Marko an seinem Beruf besonders die Möglichkeit, Kinder und Eltern direkt zu begleiten und so aktiv zur Gestaltung einer starken Gesellschaft beizutragen.

Seine schönsten Momente erlebt er, wenn Kinder stolz ihre Fortschritte zeigen, herzlich lachen oder voller Selbstvertrauen in die Schule starten. „Diese kleinen Augenblicke sind das größte Geschenk“, sagt er. 


4. Die Anerkennung und Bezahlung steigt

Die Arbeit in der frühen Bildung ist anspruchsvoll, verantwortungsvoll und wird zunehmend besser vergütet. Laut Bundesagentur für Arbeit liegt das Medianentgelt für Erzieher:innen derzeit bei 4.091 Euro brutto im Monat (Vollzeit). Damit gehört der Beruf zu den eher gut bezahlten Tätigkeiten im sozialen Bereich. Dennoch zeigen sich regionale Unterschiede und Belastungsgrenzen: In Ballungsräumen oder bei kommunalen Trägern liegen die Gehälter oft höher, während private Einrichtungen oder kleinere Träger teils darunterbleiben. Auch Überstunden und Personalmangel können die hohe Verantwortung nicht immer angemessen widerspiegeln.

Trotzdem gilt: Pädagogische Fachkräfte leisten unverzichtbare Arbeit und ihre gesellschaftliche wie finanzielle Anerkennung wächst. Der Beruf bietet damit nicht nur Mehrwert und Stabilität, sondern zunehmend auch die Chance auf faire und verlässliche Bedingungen.

5. Einen Job mit Sinn

Kaum ein Beruf bietet so viel unmittelbare Wirkung wie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wer Erzieher:in wird, gestaltet Beziehungen, schafft Vertrauen und gibt jungen Menschen Orientierung und Halt.

Franzi S. beschreibt es so: „Das Schönste und was mich am meisten an meiner Arbeit erfüllt, ist das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen, welches man bekommt, wenn die Kinder das Gefühl haben, gesehen zu werden.“ Dieses Vertrauen, sagt sie, sei das Wertvollste, was ihr die Arbeit schenken könne.

Auch Marko V. empfindet ähnlich. Nach vielen Jahren in einem ganz anderen Berufsfeld fand er seine Erfüllung in der pädagogischen Arbeit: „Der Grund für die Arbeit in einer Kita mit Kindern und deren Eltern war der Wunsch nach sinnstiftender Arbeit, die dauerhafte Werte schafft.“

Beide machen deutlich: In diesem Beruf steht der (kleine) Mensch im Mittelpunkt – und jeder Tag bietet die Chance, etwas zu bewirken.

Wie steht es sonst um die Betreuung von Kindern in Deutschland? Die Bertelsmann Stiftung stellt Fakten rund um frühkindliche Bildungssysteme im Ländermonitor bereit.