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Eine Schülerin schaut gemeinsam mit ihrem Lehrer auf einen Laptop. David Magnusson, Millennium School

Die Millennium School: Hier lernen Schüler Erwachsensein

  • Steffan Heuer
  • David Magnusson, Millennium School
  • Silicon Valley
  • Januar 2017

Von einer herkömmlichen Schulbildung profitieren junge Menschen nicht – davon sind die Macher der Millennium School in San Francisco überzeugt.

Deshalb lernen die Schüler hier in regelmäßigen sechswöchigen "Quests" die Spielregeln des Erwachsenseins: Wie verfasst man ein rechtlich wasserdichtes Volksbegehren und verteidigt es vor einer Kommission im Rathaus? Wie lässt sich mit Bildern, Texten und selbstgedrehten Videos eine Ausstellung über Pubertät auf die Beine stellen? Durch diese und ähnliche Aufgaben mit anschließender Präsentation sollen die Schüler erkennen, was sie drauf haben:

Im Klassenraum: Die Schüler sind in ihre Gruppenarbeit vertieft.
Wie realisiert man eine Geschäftsidee? Wie lässt sich der Plan für ein eigenes Unternehmen in die Tat umsetzen? Mit Fragen wie diesen beschäftigten sich Schüler der Millennium School und entwickelten konkrete Strategien. Dabei befassten sie sich mit Finanzrechnung, legten Bilanzen an und investierten Geld an der Börse. Schließlich präsentierten die Schüler ihre Idee einer Gruppe von Investoren. (Dieses und alle weiteren Fotos: © David Magnusson, Millenium School)
Foto einer Schulklasse
Gibt es Außerirdische? Auf der Suche nach Leben außerhalb der Erde recherchierten die Schüler mit Hilfe von Mathe und Physik. Später präsentierten sie Wissenschaftlern ihre Berechnungen und erläuterten, ob es sich lohnen würde, in eine solche Suche öffentliche Mittel zu investieren.
Foto von Schülern mit gebastelten Schildern zum Thema Volksentscheid
Finden wir als Bürger Gehör? Schüler beschäftigten sich mit örtlichen Volksentscheiden und demokratischen Prozessen. Teams verfassten rechtsgültige Volksbegehren, die sie gerne auf dem Wahlzettel sehen würden, und stellten sie im Rathaus vor der San Francisco Youth Commission vor.
Schüler vor einer Ausstellungswand, machen sich Notizen
Hat Amerika die Sklaverei historisch aufgearbeitet? Damit befassten sich die Schüler nach einer Diskussion um Bürgerrechte und Wahlen. In Seminaren, mit viel Lektüre und mit Hilfe von Rollenspielen erforschten sie die gesellschaftlichen Wunden, die die Sklaverei in den USA hinterlassen hat. Zum Abschluss stellten sie ihre Erkenntnisse afro-amerikanischen Bürgerrechtlern vor.
Ein Junge beim starten einer selbstgebauten Rakete
Über Grenzen hinauswachsen: Die Schüler befassten sich mit Geschichten von Raumfahrt-Ingenieuren und konstruierten dann ihre eigenen Raketen. Diese werden mit Druckluft oder Wasser angetrieben.

Wenn sie die Quests erfüllen – und das sind insgesamt 30 Projekte über drei Jahre hinweg – erhalten die Schüler der Millennium School dafür keine Noten. Stattdessen gehen sie nach der achten Klasse mit einer "digitalen Mappe" auf die High School. Die Mappe lässt sich mit einem LinkedIn-Profil vergleichen, wo sich die eigenen Erfolge und Stärken ständig aktualisieren und überarbeiten lassen. Denn, so Schulleiter Chris Balme: "Die täglich gelebte Erfahrung ist immer stärker als der Inhalt des Lehrplans."