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Drei Fakten: So unfair ist der deutsche Arbeitsmarkt für Frauen

Eine Frau arbeitet in einer Lagerhalle
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Drazen - stock.adobe.com

Drei Fakten: So unfair ist der deutsche Arbeitsmarkt für Frauen

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  • 31. Juli 2019

Auf den ersten Blick ist es eine Erfolgsstory: Frauen sind die Aufsteigerinnen in der Arbeitswelt der letzten vier Jahrzehnte. Im Vergleich zu früher haben sie mehr Einkommen, sind besser gebildet und haben häufiger Jobs. Doch es geht ihnen noch lange nicht so gut wie ihren männlichen Kollegen. change zeigt, wie groß die Unterschiede sind.

Stell dir vor, dein Kollege verdient mehr Geld, obwohl ihr in der gleichen Position arbeitet - und du sogar einen besseren Abschluss hast. Für viele Frauen ist das kein Gedankenspiel, sondern Realität. Denn obwohl sich in den letzten Jahrzehnten viel auf dem Arbeitsmarkt getan hat, werden Frauen immer noch strukturell benachteiligt.

Fakt 1: Frauen arbeiten öfter als Männer in Teilzeit

Die gute Nachricht: Immer mehr Frauen arbeiten. Seit den 1970er-Jahren hat sich der Anteil an Frauen in der Arbeitswelt der alten Bundesländer verdoppelt. Die schlechte Nachricht: In der gleichen Zeit stieg die Zahl der von Frauen geleisteten Arbeitsstunden nur um die Hälfte. Das liegt daran, dass Frauen häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten.

Zwei Männer sitzen mit dem Rücken zueinander und arbeiten an Laptops.

Jeder fünfte Deutsche kann mehr, als auf dem Papier steht – und verdient oft zu wenig


Fakt 2: Frauen sind für ihre Arbeit häufiger als Männer überqualifiziert 

Viel mehr Frauen haben heute einen Hochschulabschluss als noch vor 40 Jahren. Doch nicht immer heißt Erfolg in der Bildung auch Erfolg im Beruf: 60 Prozent der Frauen in Deutschland sind für ihren Job formal überqualifiziert. Bei den Männern trifft das nur auf 42 Prozent (West) bzw. 47 Prozent (Ost) zu.

Fakt 3: Frauen verdienen weniger als Männer

Selbst wenn man Fakt 1 und 2 rausrechnet, verdienen Frauen immer noch weniger als Männer. Das ist der sogenannte „bereinigte Gender Pay Gap“, der in Deutschland bei 6 Prozent liegt. Das heißt, Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit 6 Prozent weniger Lohn – weil sie Frauen sind.

Auch beim Thema Einkommensentwicklung trennen Frauen und Männern Welten, genauer gesagt 40 Jahre: Noch im Jahr 2013 hatten (auf Westdeutschland bezogen) Frauen ein geringeres verfügbares Einkommen als Männer im Jahr 1976. Trotz gleicher Bildungsniveaus.

Hättest Du es gewusst?

Schätz mal: Hoch qualifizierte Männer haben mehr verfügbares Einkommen als hoch qualifizierte Frauen. Wie groß ist der Unterschied in Euro?

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Deine Schätzung

Richtiger Wert

Die richtige Antwort lautet: 1.795 Euro. (Westdeutschland, Stand: 2013)

Quelle: Bertelsmann Stiftung

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Politik und Wirtschaft müssen handeln

Für Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt gibt es also noch einige Hürden zu nehmen. Doch strukturelle Benachteiligung wird nicht einfach von alleine aufhören. Im Kampf um Lohngerechtigkeit und Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt müssen auch Politik und Wirtschaft ihren Beitrag leisten.

Fakten sind dir lieber als gefühlte Wahrheiten? Dann bist du hier richtig. Die Bertelsmann Stiftung erforscht, wie sich unser Arbeitsleben verändert. Die ganze Studie des Projekts „Beschäftigung im Wandel“ mit allen Zahlen findest du hier.