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change Magazin – Das Magazin der Bertelsmann Stiftung

Mit der Kindergrundsicherung Bildungschancen erhöhen

Drei lachende Kinder auf einem Feld
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Rawpixel.Com – stock.adobe.com

Darum ist die geplante Kindergrundsicherung so wichtig

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  • 10. August 2023

Etwa jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf. Die von Bundesfamilienministerin Lisa Paus geplante Kindergrundsicherung soll das ändern. change erklärt, warum die Kindergrundsicherung so wichtig ist, um allen Kindern und Jugendlichen in Deutschland ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen, und wirft einen Blick in die Zukunft.

Im Jahr 2022 galten knapp drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland als armutsgefährdet – das bedeutet, dass mehr als jedes fünfte Kind hierzulande in Armut aufwächst. Gleichzeitig geht auch die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auf. In einem vergleichsweise reichen Land wie Deutschland sollte eigentlich kein Kind in Armut leben müssen und mehr für soziale Gerechtigkeit getan werden. Auf Initiative von Bundesfamilienministerin Lisa Paus will die Ampel-Regierung deshalb die sogenannte Kindergrundsicherung einführen, die Kinder und Jugendliche vor Armut schützen und die Chancengleichheit verbessern soll.
 


Kinder müssen über viele Jahre finanziell versorgt werden

Wenn Menschen Kinder bekommen, sinkt das Einkommen automatisch, das jeder Person im Haushalt zur Verfügung steht, da das vorhandene Einkommen nun auf mehr Köpfe aufgeteilt werden muss – und das über einen langen Zeitraum. Hinzu kommen Betreuungskosten. In den meisten Fällen bedeutet dies aber auch, dass mindestens ein Elternteil seine Erwerbstätigkeit einschränken muss, also zum Beispiel nicht mehr Vollzeit arbeiten kann, um das Kind zumindest in den ersten Jahren zu Hause betreuen zu können. Logischerweise führt dies auch zu finanziellen Einbußen und dazu, dass Menschen, die vor der Elternschaft vielleicht relativ komfortabel von ihrem Einkommen leben konnten, plötzlich deutlich weniger Geld zur Verfügung haben. Zusatzzahlungen wie das Kindergeld fallen dabei eher wenig ins Gewicht. Insbesondere für Alleinerziehende und Familien mit vielen Kindern ist es besonders schwierig, eine auskömmliche Erwerbstätigkeit mit der Erziehung und Betreuung der Kinder zu vereinbaren.
 

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Wie viele Kinder sind in Deutschland armutsgefährdet?

In Bremen, Deutschlands ärmstem Bundesland, ist auch die Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen am höchsten. Wie viel Prozent der Kinder und Jugendlichen sind in Bremen armutsgefährdet?

15 Prozent
50 Prozent

Wie viel Geld haben die ärmsten Paarhaushalte mit einem Kind in Deutschland im Durchschnitt pro Monat für Freizeitaktivitäten zur Verfügung?

25 Euro
70 Euro


Armut sorgt für Chancenungleichheit in vielen Lebensbereichen

Für ein gutes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen spielt eine ausreichende finanzielle Ausstattung eine entscheidende Rolle. Das zeigen auch Statistiken über von Armut betroffene Familien: Kinder, die in Familien mit sehr wenig Geld aufwachsen, haben tendenziell weniger Entfaltungsmöglichkeiten, können deutlich weniger Freizeitangebote wahrnehmen, haben weniger soziale Kontakte und kämpfen häufiger schon in jungen Jahren mit gesundheitlichen Problemen.
 

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Finanzielle Probleme belasten junge Menschen auch psychisch

Auch die Bildungschancen armutsgefährdeter Jugendlicher sind deutlich geringer als die von Gleichaltrigen ohne finanzielle Probleme: Viele Eltern mit wenig Geld haben schlicht keine Zeit, ihre Kinder zum Beispiel bei den Hausaufgaben zu unterstützen, weil sie mit dem Geldverdienen beschäftigt sind. Dann fehlt auch das Geld für Nachhilfe. Die finanziellen Probleme der Eltern gehen nicht spurlos an den Kindern und Jugendlichen vorbei, sie machen sich Sorgen und haben häufiger als andere Jugendliche mit Konzentrationsschwierigkeiten und psychischen Problemen zu kämpfen.
 

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Chancengleichheit ermöglichen: Die Politik darf nicht wegschauen

Wenn also jedes fünfte Kind in Deutschland von den geschilderten Umständen betroffen ist, ist vor allem die Politik gefordert, hier einzugreifen. Denn die Kinder von heute sind die Erwachsenen und damit die Zukunft von morgen – hier darf nicht weggeschaut werden. Es ist dringend notwendig, eine Kindergrundsicherung einzuführen, die auch tatsächlich Armut vermeidet.

Daneben brauchen Kinder und Jugendliche aber noch mehr: Das Bildungssystem steckt in einer tiefen Krise, hier braucht es dringend Investitionen, damit allen Kindern und Jugendlichen von der Kita über die Schule bis hin zum Studium oder der Ausbildung gute und chancengerechte Bildung zur Verfügung steht. Dabei darf es kein „Gegeneinanderrechnen“ von Geldleistungen für Familien und Investitionen in Bildungsinstitutionen geben, beides ist wichtig für das gute Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen.

Kindern und Jugendlichen ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen, ist auch ein Anliegen der Bertelsmann Stiftung. Wenn du noch mehr über die Kindergrundsicherung erfahren möchtest: Bundesfamilienministerin Lisa Paus war im stiftungseigenen Podcast „Zukunft gestalten“ zu Gast und hat unter anderem über ihre persönlichen Beweggründe dahinter gesprochen.