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Ein Klassenfoto der Klasse 5e des Städtischen Gymnasiums in Olpe. Achim Multhaupt

Wie "Flipped Classroom" Schule kreativer macht

  • Paul Kaltefleiter
  • Achim Multhaupt
  • Olpe, Sauerland
  • September 2017

"Flipped Classroom" stellt Schulen auf den Kopf: Zuhause wird der Stoff per Video vermittelt, während im Unterricht Übung und Vertiefung im Vordergrund stehen. Wichtige Voraussetzungen: Die Schüler besitzen Smartphone, Tablet oder Computer und die Lehrer sind bereit für digitale Methoden. Zu Besuch bei einer Pionierin, die im "umgekehrten Klassenzimmer" Schüler und Eltern begeistert.

Lehrerin Sonja Hennig kam auf der didacta mit "Flipped Classroom" in Kontakt

Die Schule ist aus, das Mittagessen war lecker und Lovis macht sich an die Hausaufgaben. Mit Feuereifer, denn im Fach Deutsch stehen wieder Lernvideos auf dem Programm, die er sich am liebsten im Bett oder auf dem Sofa ansieht: "Die sind nicht lang, höchstens fünf Minuten, und wenn ich etwas nicht richtig verstanden habe, kann ich mir die Stelle noch mal ansehen oder in der nächsten Stunde fragen."   

Dass die Schüler der Klasse 5e des Städtischen Gymnasiums in Olpe so arbeiten können, verdanken sie ihrer Klassenlehrerin Sonja Hennig. Sie kam auf der Bildungsmesse didacta mit dem Flipped-Classroom-Konzept in Kontakt und gestaltet inzwischen große Teile ihres Deutschunterrichts nach dieser Methode. Das traditionelle Lernmodell – Wissensvermittlung im Unterricht, Vertiefung und Festigung durch Hausaufgaben –  wird buchstäblich auf den Kopf gestellt.

Mit "Flipped Classroom" bleibt im Unterricht mehr Zeit zum Üben und Ausprobieren

"Ich fand die Methode gleich spannend, musste sie aber eine Weile in mir tragen, bevor ich erste Videos gedreht habe", sagt Hennig rückblickend. Klar sei das erst aufwändig gewesen, aber inzwischen gehe es schneller. Ihre Produktionen stellt sie unter sonnigeeinsichten.jimdo.com auch anderen Schülern und Lehrern zur Verfügung.

"Flipped Classroom" funktioniere nicht immer, weiß Hennig. Aber beim Thema Gedichte könne sie so das Basiswissen vermitteln. "Indem ich die Erklärphase nach Hause verlege, können wir die Unterrichtszeit viel intensiver zum Üben und Entdecken nutzen. Und wir haben Zeit für produktiv-kreative Projekte", erklärt die Pädagogin den Vorteil der Methode.

Zum Abschluss produzieren die Schüler eigene Stop-Motion-Filme

Einige Deutschstunden später geht es im Klassenzimmer emsig zu: Kamera-Stative werden positioniert, Bildkompositionen optimiert und jede Menge Fotos geschossen. Wie zu Beginn der Unterrichtsreihe angekündigt, produzieren die Kinder eigene Stop-Motion-Filme zu einem Gedicht. Hennig ist überzeugt: "Das ist für uns alle ein schöner Abschluss. Ohne die Lernvideos hätten wir wohl nicht die Zeit, so kreativ zu sein."